Weihnachten ist für Familien eine ganz besondere Zeit. Man ist stark von der eigenen Kindheit geprägt, der Kopf steckt bis oben hin voll mit Erinnerungen. Und während man sich als kinderloses Paar noch mit der Frage beschäftigt, an welchem Weihnachtstag welche Eltern besucht werden, steht man, plötzlich selbst Eltern, vor der Herausforderung, nun den eigenen Kindern ein schönes Fest zu bereiten. Also eigene Weihnachtsrituale zu finden.
Traditionen finden
Es ist nun bereits das vierte Weihnachten für uns als kleine Familie. Während der Große schon selbstverständlich eine Kerze am Adventskranz anzündet und mit einem „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ auf den Lippen aus dem Kindergarten kommt, zeigt sich das krabbelnde Geschwisterchen noch recht unbeeindruckt. Je nach Altersstufe nehmen Kinder Weihnachten anders wahr. Und auch wir Eltern müssen noch in die neue Rolle als „Weihnachtsfestgestalter“ hineinwachsen. Kinder profitieren von Ritualen, denn die geben ihnen Sicherheit, stärken ein Wir-Gefühl, bieten Orientierung und Struktur.
Wie diese Rituale aber in der eigenen Familie aussehen, was zum Fest gehört und wer wann zu Besuch kommt, muss sich erst nach und nach entwickeln. Das Schöne ist, man darf Jahr für Jahr ausprobieren, was stimmig ist und kann so langsam eine eigene Weihnachtstradition etablieren. Ein paar Anregungen findet ihr hier.
Baby unterm Weihnachtsbaum
Für ein Baby ist eigentlich jeder Tag ein kleines Wunder, an dem es Neues zu entdecken gibt. Weihnachten dürfte so gesehen nicht herausragen. Sicher werden die Kleinen aber merken, dass Mama und Papa ungewöhnlich viel Trubel machen. Je jünger das Baby, umso entspannter und stressfreier sollten Eltern diese Zeit gestalten, denn meist überträgt sich die Unruhe auf das Kind. Innerlich sollte man sich vom perfekten Fest verabschieden und lieber spontan auf die Stimmung und die Bedürfnisse des Nachwuchses reagieren. Man darf sich ehrlich überlegen, in diesem Jahr einfach mal im kleinen Kreis gemütlich zu Hause zu feiern, anstatt zu Verwandtenbesuchen durch die Republik zu düsen.
Es macht Spaß, ältere Babys dabei zu beobachten, wie sie das Weihnachtsfest mit ihren Sinnen erfahren. Sie SEHEN die funkelnden Lichter am Baum und den Schein brennender Kerzen. Sie SPÜREN wie pieksig so ein Tannenzweig sein kann. Sie LAUSCHEN staunend dem raschelnden Geschenkpapier oder dem Glöckchen, das zur Bescherung ruft. Sie RIECHEN den Bratapfel im Ofen und die Nelken im Punsch.
Vorfreude bei kleinen Kindern wecken – Weihnachtsrituale
Backparty
In der Adventszeit verwandelt sich die Küche in eine Weihnachtsbäckerei. Wir haben in anderen Artikeln bereits beschrieben, wie das Backen mit Kleinkindern gelingt und wie ihr leckere, aber gesunde Plätzchen zaubert.
Bei uns wird dieses Jahr auch ein Lebkuchenhaus entstehen, denn der Größere liebt die Geschichte von Hänsel und Gretel. Für eine schnelle Variante kann man eines aus Butterkeksen bauen und gemeinsam schön verzieren.
Bastelstunde
Kinder sind super stolz, wenn sie den eigenen Weihnachtsschmuck an den Baum hängen dürfen oder Oma und Opa etwas Selbstgebasteltes überreichen.
Salzteig ist auch schon für kleine Bastler geeignet – und außerdem seid ihr wahrscheinlich durch das viele Plätzchen backen ohnehin gut in Übung.
Rezept:
2 Tassen Mehl
1 Tasse Wasser
1 Tasse Salz
Die Zutaten mischen und zu einem glatten Teig verkneten. Wie gewohnt ausrollen und mit Plätzchenformen ausstechen. Wird gleich noch mit einem Holzspieß – oder zur Not einem Stift – ein Loch in die Figur gestochen, kann der fertige Salzteig-Ausstecher später als Schmuck an den Baum. Um zu trocknen, müssen die Formen für einige Stunden bei 100 Grad in den Ofen. Energiesparender: Mehrere Tage in Heizungsnähe trocknen lassen.
Anschließend kann der Salzteig beliebig bemalt werden. Wer sich das sparen will, färbt den Teig vorab mit Lebensmittelfarbe ein.
Viel Freude haben Kinder auch daran, individuelles Geschenkpapier zu gestalten. Ich habe unseren Sohn schon Packpapierbögen großzügig mit Fingerfarbe bemalen lassen. Das waren dann wunderschöne Verpackungen etwa zum Kindergeburtstag, kommt aber sicher auch an Weihnachten gut an.
Auch bei selbst gebastelten Weihnachtskarten können die Kleinen mithelfen. Etwa wenn sie mit Fingerfarbe einen vorgezeichneten Weihnachtsbaum auf der Vorderseite austupfen.
Weihnachtsgeschichte
Teil des Adventsrituals kann es sein, jeden Tag einen Teil einer fortlaufenden Geschichte vorzulesen. Für kleine Kinder ist es aber oft schwierig, einem so langen Handlungsstrang zu folgen. Stattdessen bietet sich eine kleine Buchauswahl mit Weihnachtsthemen an, die man sich immer mal wieder oder zu einem festen Zeitpunkt am Tag gemeinsam ansieht. Wir haben einige Weihnachtsbücher, die ich das restliche Jahr über im Schrank verstaue. So ist die Neugier darauf im Dezember groß. Man kann aber auch einfach der Bücherei einen Besuch abstatten und sich dort thematisch eindecken.
Ob man nun selbst religiös ist oder nicht. Den Kindern werden in diesen Tagen überall christliche Symbole und Figuren aus der Weihnachtsgeschichte begegnen. Ich finde es wichtig, dass sie wissen, worum es geht, wenn von Maria, Josef und dem Jesuskind die Rede ist. Zugleich kann man erklären, dass auch Menschen, die nicht in die Kirche gehen, Weihnachten feiern.
Wir lesen gerne „Das Eselchen und die erste Weihnacht“ (Coppenrath). Dort wird die Geschichte von Jesu Geburt aus Sicht eines kleinen Esels einfach und kindgerecht erzählt.
Hoch im Kurs steht derzeit auch „Sachen suchen – Frohe Weihnachten“ (Ravensburger). Nicht nur, weil man auf den nett gestalteten Bilderbuchseiten vorgegebene Gegenstände suchen darf. Das Buch bietet eine schöne Sammlung an Weihnachtsthemen – wie Weihnachtsmarkt, Plätzchen backen, Krippenspiel – die Kindern gerade überall begegnen. So kann man sich leicht über das Gesehene und Erlebte austauschen.
Unbedingt in diese Zeit gehören auch Märchen. Sterntaler, Rotkäppchen oder Hänsel und Gretel verstehen auch die Kleinen schon.
Weitere Lesetipps hat die Stiftung Lesen (Als Stichwort Weihnachten eingeben).
Weihnachtskrippe
In manchen Familien wird die Weihnachtskrippe wie ein Schatz gehütet und irgendwann an die nächste Generation weitergereicht. Kinder schauen sich die Szene im Stall mit Maria, Josef, Jesus, Ochs, Esel und den Hirten interessiert und gerne an. Wer überlegt, sich eine anzuschaffen, entscheidet sich am besten für kindgerechte Figuren, die gut in der Hand liegen und mit denen auch mal gespielt werden kann, ohne dass sie leicht kaputt gehen. Ostheimer bietet etwa schöne Sets.
In vielen Kirchen werden jetzt Krippenspiele gezeigt. Wer sich mit seinen Kindern eines ansehen möchte, informiert sich über Termine am besten auf den Seiten der umliegenden Kirchengemeinden.
Chorprobe
Singen hat faszinierende Auswirkungen auf Kinder. Das merkt man schon im Babyalter, wenn das Geschrei plötzlich verstummt oder kleine Krabbler verzückt innehalten, um einer Melodie zu lauschen.
Studien zeigen, dass Singen sich positiv auf die sprachliche Entwicklung auswirkt. Ob die Eltern besonders musikalisch sind, spielt keine Rolle. Und Kinder lieben es, Lieder mit Ritualen zu verknüpfen – Lieder, die man immer wieder singt, zur Begrüßung, zu Geburtstagen oder eben Weihnachten. Man kann als Eltern ein paar schöne Weihnachtslieder auswählen und daraus ein kleines Liedblatt gestalten. Das hilft bei Textunsicherheiten und ist gleichzeitig eine gute Erinnerungshilfe, nicht erst an Heilig Abend mit dem Singen loszulegen. Wir haben ein paar Vorschläge zusammengetragen.
Weihnachtslieder mit religiösem Bezug
- Ihr Kinderlein kommet
- Stille Nacht, heilige Nacht
- Vom Himmel hoch, da komm ich her
- Leise rieselt der Schnee
- Alle Jahre wieder
- O du fröhliche
- Macht hoch die Tür
- Ich steh‘ an deiner Krippen hier
Weihnachtslieder ohne religiösen Bezug
- Rudolph mit der roten Nase
- In der Weihnachtsbäckerei
- Morgen, Kinder wird’s was geben
- Morgen kommt der Weihnachtsmann
- O Tannenbaum
- Lasst uns froh und munter sein
- Schneeflöckchen, Weißröckchen
- Kling, Glöckchen, klingelingeling
Baum schmücken
Das gemeinsame Schmücken des Weihnachtsbaumes gehört für viele zu den Höhepunkten der Weihnachtszeit. Kinder freuen sich, wenn sie schon beim Baum aussuchen dabei sein dürfen. Traditionell wird der Weihnachtsbaum erst an Heilig Abend geschmückt. Erfahrungsgemäß ist an diesem Tag aber ohnehin viel los. Stressfreier ist es daher, den Baum schon ein, zwei Tage vorher aufzustellen und zu dekorieren. Weil Kinder in den ersten beiden Lebensjahren mit Freuden nach allem greifen, was sie zu fassen bekommen, wählt man besser ein kleines Bäumchen und stellt es in sicherer Entfernung auf einen Beistelltisch.
Wer aus Umweltgründen lieber auf einen Baum verzichtet, kann sich stattdessen mit einem Strauß aus Tannenzweigen behelfen. Einfach in einer Vase mit Wasser arrangieren und mit Kugeln, Sternen und anderem Schönem behängen.
Der große Abend
Kindern hilft es, wenn sie wissen, was auf sie zukommt. Wir können ihnen ruhig ankündigen, wie der Tag grob ablaufen wird. Auch uns Erwachsenen gibt so ein Plan ein gutes Gefühl – wenngleich wir immer bereit sein sollten, zu improvisieren. Die Kinder unbedingt in den Familiengottesdienst zu zerren, obwohl sie bereits überreizt und quenglig sind, hilft niemandem. Dann kann ein Spaziergang, während dem man etwa die dekorierten Schaufenster bestaunt, die bessere Taktik sein.
Gut überlegt sein muss, wann die Bescherung stattfinden soll. Kinder warten gespannt auf diesen Moment, man sollte ihre Geduld nicht überstrapazieren. Müssen sie wirklich bis nach dem Abendessen stillhalten, das dann entsprechend unentspannt abläuft? Schließlich wollen sie auch noch Zeit haben, mit den neuen Sachen zu spielen und nicht kurz darauf müde ins Bett geschickt werden. Besser kann es sein, wenn sie zum Beispiel ein Geschenk bereits am Nachmittag auspacken dürfen.
Am wichtigsten ist, dass auch wir Eltern Weihnachten entspannt erleben. Also am besten von vornerein alles eine Spur kleiner planen. So erlebt man am Ende das, worauf es ankommt: ein schönes Fest mit seinen Lieben.
Foto oben: Paige Cody on Unsplash