Silvester bedeutet Reisezeit. Zum Jahreswechsel machen sich wieder viele Familien auf den Weg zum Bahnhof, um Angehörige und Freunde zu besuchen. Damit die erste Bahnreise mit Baby möglichst ohne Stress gelingt, geben wir Tipps, wo Mütter unterwegs stillen und Milch abpumpen können. Lies hier welche Möglichkeiten zum Stillen am Bahnhof bestehen.

Wo kann man auf Bahnreisen ungestört stillen oder Milch abpumpen?

Die deutsche Bahn gibt sich gerne familienfreundlich. Auf der Webseite finden Eltern viele Tipps, wie die erste Bahnreise mit einem Baby gelingt. Tatsächlich gibt es zumindest in ICE-Zügen einige Angebote, die das Reisen mit Babys und Kleinkindern erleichtern können, zum Beispiel Steckdosen in den Sitzen und Wickeltische in den WCs. Doch an den Bahnhöfen besteht noch reichlich Verbesserungspotenzial – vor allem bei den Still- und Abpump-Möglichkeiten vor Ort. Allerhöchste Eisenbahn, dass Mütter und Kinder mehr mitgedacht werden, finden wir!

Stillen am Bahnhof: Was ist erlaubt?

Man kennt es: Die Bahn hat mal wieder Verspätung, aufgrund eines Zugausfalls oder Streiks. Die Wartezeit am Bahnhof verlängert sich. Was schon unter normalen Umständen belastend sein kann, ist mit einem Kind nochmal eine besondere Herausforderung. Wenn das Baby plötzlich Hunger hat, muss es in der Regel schnell gehen. Mütter, die stillen, haben den Vorteil, dass sie die Mahlzeit für ihr Kind jederzeit verfügbar haben. Doch zum Stillen braucht man zumindest einen bequemen Sitzplatz.

Grundsätzlich ist Stillen im öffentlichen Raum in Deutschland erlaubt. Zu dieser Einschätzung kam der Bundestag in einem Gutachten aus dem Jahr 2016. Ein Gesetz zum Stillen, auf das Mütter sich berufen könnten, gibt es bislang aber leider nicht.

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn teilt auf unsere Anfrage per Email mit, dass Mütter an Bahnhöfen stillen dürfen. In den Empfangsgebäuden größerer Bahnhöfe stünden Sitzmöglichkeiten zur Verfügung, die durch Pflanzen oder Trennelemente Sichtschutz – und damit etwas Privatsphäre – bieten würden. Wer öfters mit der Bahn verreist, weiß jedoch, dass man gerade zu Hauptreisezeiten oft vergeblich nach einem freien Sitzplatz sucht. An vielen Bahnhöfen ist es im Winter zudem zugig und kalt.

Wer sich mit seinem Baby dann lieber in ein gemütlicheres Café am Bahnhof setzen möchte, sollte zur Sicherheit nachfragen, ob Stillen dort erlaubt ist. Gastwirte in Deutschland haben das Hausrecht, Stillen – auch im Jahr 2023 noch – zu untersagen und Müttern ein Hausverbot zu erteilen. Zum Glück kommt das aber nur selten vor.  

Wo kann ich an Bahnhöfen Milch abpumpen?

Beim Abpumpen von Muttermilch am Bahnhof wird es schon schwieriger. Mütter können dafür in der Regel nur die Steckdosen in den Toilettenräumen nutzen. Manchmal gibt es separate Wickelräume, zum Beispiel in der Wandelhalle am Hauptbahnhof Hamburg oder in den Promenaden des Hauptbahnhof Leipzig.

Allerdings kostet die Benutzung der Sanitäranlagen in der Regel Geld. Ganz zu Schweigen von der mangelnden Ruhe und Hygiene vor Ort. Beim Thema Familienfreundlichkeit könnte die Bahn also ruhig noch eine Schippe drauflegen.

Einige wenige Bahnhöfe verfügen seit dem Jahr 2011 über eine Kinderlounge der Bahnhofsmission – ein spezieller Wartebereich mit Wickel- und Stillecke. Der Hauptbahnhof Düsseldorf ist einer davon. Ob in Zukunft weitere Kinderlounges geplant sind, dazu macht die Deutsche Bahn auf unsere Anfrage jedoch keine Angaben.

Wo kann ich in Zügen stillen oder Muttermilch abpumpen?

In den meisten ICEs und Intercity 2 Zügen seien die Kleinkindabteile zum Gang hin mit Milchglasscheiben ausgestattet, schreibt die Sprecherin der Deutschen. Bahn auf unsere Anfrage. In den Sitzen seien Steckdosen integriert, sodass Mütter dort auch eine Milchpumpe anschließen könnten.

Innerhalb des Kleinkindabteils oder in unmittelbarer Nähe davon befänden sich auch Abstellplätze für Kinderwagen und Buggys. Ein Wickeltisch sei direkt im Abteil oder im nächstliegenden WC vorhanden.

In Regionalbahnen bleibt Müttern meistens nichts anderes übrig, als auf der Zugtoilette abzupumpen. Die Deutsche Bahn rät auf ihrer Webseite davon ab, Kinder auf den Toiletten zu stillen. Dort sei es während der Fahrt „weder angenehm noch sicher für Sie und Ihr Baby“. Die Bahn empfiehlt Mütter, als Sichtschutz ein Mulltuch mitzunehmen. Beim Abpumpen hilft das aber leider wenig.

Wo kann ich auf Bahnreisen Milch und Gläschen aufwärmen?

Auch das Füttern von Muttermilch und Breigläschen ist bei Reisen in ICEs und Intercitys einfacher als in Regionalbahnen, weil sie häufig über ein Bordrestaurant verfügen. „Die Mitarbeiter im Bordrestaurant unterstützen Sie beim Erwärmen der von Ihnen mitgebrachten Breigläschen und stellen Ihnen auch abgekochtes Wasser für das Fläschchen zur Verfügung“, schreibt die Deutsche Bahn auf ihrer Webseite. In den Kleinkindabteilen gibt es Steckdosen, zum Anschließen eines Flaschenwärmers, heißt es dort.

Zur Sicherheit sollten Eltern aber immer eine Thermoskanne mit heißem Wasser mitnehmen. Und für ältere Kinder ausreichend Trinkwasser.

Checkliste: Das solltet ihr auf Bahnreisen dabeihaben

• Bequeme Stillkleidung anziehen

Gut zum Stillen eignen sich Blusen und Strickjacken zum Aufknöpfen, lockere T-Shirts sowie Still-BHs, die ihr mit einer Hand öffnen könnt. Auch ein Paar Stilleinlagen zum Wechseln kann hilfreich sein.

• Mulltücher und Spucktücher mitnehmen

Ein Mulltuch hilft notfalls, die Brust zu verbergen, wenn ihr euch beim Stillen mehr Privatsphäre wünscht. Immer dabei sein sollten Spucktücher. Sie können auch als Wickelunterlage dienen.

• Rucksack statt Tasche?

Besonders, wenn ihr alleine mit dem Baby verreist, ist ein Rucksack oftmals praktischer als eine Tasche, weil sie mit dem Kind auf dem Arm eher im Weg ist. Am besten packt ihr alles, was ihr zum Stillen und Abpumpen braucht, ganz nach oben, um es jederzeit griffbereit zu haben.

• Kinderwagen oder Tragetuch?

Ein Kinderwagen bietet den Vorteil, dass ihr das Baby im Zug auch mal ablegen könnt, zum Beispiel, wenn ihr selbst auf die Toilette müsst. Den Stauraum darin könnt ihr auch für das Gepäck nutzen – und braucht dann weniger zu schleppen. Beim Einsteigen und in vollen Zügen kann der Kinderwagen aber manchmal zum Hindernis werden. Deshalb kann auch das Tragetuch praktisch sein.

• Milchpumpe und Flaschenwärmer nicht vergessen

Viele Milchpumpen sind so klein, dass ihr sie bequem im Rucksack mitnehmen könnt. Elektrische Pumpen könnt ihr unterwegs notfalls mit einer Powerbank betreiben. Auch Milchpulver, ein Flaschenwärmer und eine Thermoskanne mit heißem Wasser sind hilfreich, wenn das Baby unterwegs Hunger bekommt.

• Snacks für Kleinkinder einpacken

Für Babys ab Beikostalter und für ältere Geschwisterkinder solltet ihr ausreichend Getränke und Snacks einpacken, um auch bei Verzögerungen gut versorgt zu sein.

• Windeln, Wickelunterlagen, Wechselklamotten

Neben ausreichend Windeln, Feuchttüchern und Wickelunterlagen denkt auch an Wechselklamotten für das Baby. Und an einen zweiten Schnuller als Ersatz, falls der erste unterwegs verloren geht.

An alles gedacht? Dann heißt es hoffentlich: Freie Fahrt mit der Bahn! Und zur Not immer fragen, ob man euch helfen kann. Ein paar nette Menschen, die beim Kinderwagen mit anpacken, finden sich zum Glück fast immer.

Beitragsbild: Adobe Stock

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