Knapp 6% aller Schwangeren leidet unter Schwangerschaftsdiabetes. Was das ist, wie es dazu kommt und welche Konsequenzen diese mit sich bringt, erklärt Dr. Matthias Riedl in seinem Beitrag.
- Was ist Schwangerschaftsdiabetes?
- Besteht Gefahr für die Mutter?
- Besteht Gefahr für das Kind?
- Was kann ich bei Schwangerschaftsdiabetes tun?
- Was ist ein Therapiezielwert?
- Darf ich jetzt nur noch Diätprodukte essen?
- Muss Insulin in jedem Fall sein? Kann ich nicht auch Tabletten nehmen?
- Ich habe Angst vor dem Insulin!
- Bleibt dieser Diabetes?
- Ein Wort zum Schluss!
Was ist Schwangerschaftsdiabetes?
In einem Satz: Erhöhter Zucker im Blut während der Schwangerschaft.
Zucker zirkuliert im Blut als Energieträger und wird in seiner Höhe reguliert durch kleine Zellen in der Bauchspeicheldrüse (Inselzellen). Diese geben das Hormon Insulin vermehrt ins Blut ab, wenn der Blutzucker nach einer Mahlzeit (besonders durch Brot, Kartoffeln, Reis und natürlich Zucker) zu stark anzusteigen droht.
Die Bauchspeicheldrüse, der einzige Insulinproduzent im Körper, ist jetzt überfordert. Insulin wird bei der Belastung durch die Schwangerschaft nicht in ausreichendem Maße hergestellt: Der Blutzucker steigt an, da der geringe Insulinspiegel nicht ausreicht, um die Körperzellen zur Öffnung für den Zucker zu bewegen. Die Ursache liegt meist in einer vererbten Anfälligkeit der Mutter.
Besteht Gefahr für die Mutter?
Im Prinzip nein, da die Werte meist nur während der Schwangerschaft mäßig erhöht sind.
Besteht Gefahr für das Kind?
Nur wenn die Zielwerte der Therapie nicht eingehalten werden. Entwicklungsverzögerungen, Kindstod und schwierige Geburten durch hohes Geburtsgewicht sind mögliche Folgen, wenn die Therapie nicht richtig durchgeführt wird. Gleichzeitig ist das Risiko des jetzt betroffenen Babys, im Erwachsenenalter Diabetes Typ 2 oder als Schwangere selbst Schwangerschaftsdiabetes zu bekommen, erhöht.
Was kann ich bei Schwangerschaftsdiabetes tun?
Ihr Stoffwechsel braucht jetzt vorübergehend Unterstützung. Um festzustellen, ob die idealen Blutzuckerbereiche für das Wachstum des Kindes erreicht werden, sollten Sie den Blutzucker zu den folgenden Tageszeiten messen:
- vor dem Frühstück, eventuell auch vor den anderen Hauptmahlzeiten
- 2 Stunden nach Ende des Frühstücks
- 2 Stunden nach Ende des Mittagessens
- 2 Stunden nach Ende des Abendessens
Notieren Sie diese Werte in einem Tagebuch. An diesen Daten kann Ihr Arzt entscheiden, ob
Sie die Therapie-Zielwerte für den Schwangerschaftsdiabetes erreichen.
Was ist ein Therapiezielwert?
Das Ziel ist, dass der Blutzuckerwert vor dem Frühstück unter 90 mg/dL, (5 mmol/L) und 2 Stunden nach den Mahlzeiten unter 120 mg/dL (6,7 mmol/) liegen sollte. Bitte schreiben Sie die Werte in Ihr Blutzucker-Tagebuch. Dies ist wichtig für die Kontrolle durch den Arzt.
Darf ich jetzt nur noch Diätprodukte essen?
Nein, jedoch beachten Sie bitte die folgenden Punkte:
- Produkte, die mit Haushaltzucker gesüßt wurden, sollten gemieden werden: zum Beispiel Limonaden, Süßigkeiten, Kuchen, Eis, Pudding, Brotaufstriche oder Fruchtsäfte. Zum Süßen verwenden Sie bitte künstliche Süßstoffe. Geeignet sind ebenfalls alle Nahrungsmittel mit Zuckeraustauschstoffen.
- Damit der Blutzucker nach dem Essen nicht so stark ansteigt, essen Sie lieber sechs kleinere Mahlzeiten anstelle von 2-3 großen Portionen.
Muss Insulin in jedem Fall sein? Kann ich nicht auch Tabletten nehmen?
Meist lässt sich schon mit idealer Ernährung das Therapieziel – also die idealen Wachstumsbedingungen für das Baby – erzielen. Manchmal muss jedoch Insulin von außen dem Körper helfen, die Ziele zu erreichen. In der Schwangerschaft sind jedoch Tabletten zum Blutzuckersenken nicht erlaubt.
Ich habe Angst vor dem Insulin!
Die Injektion ist schmerzarm, unschädlich für das Baby (auch wenn man in die Bauchhaut
spritzt) und leicht zu erlernen. Wir zeigen Ihnen, wie es geht.
Wenn Sie Insulin spritzen, tun Sie es bitte zu folgenden Zeiten:
Direkt vor dem Frühstück, vor dem Mittagessen und vor dem Abendbrot. Gelegentlich wird
auch ein Depotinsulin zur Nacht erforderlich.
Übrigens, mit Einsetzen der Wehen bitte auf keinen Fall mehr Insulin spritzen. Das ist dann
meist nicht mehr nötig.
Bleibt dieser Diabetes?
Meist nicht. Sollte sich jedoch ein seltener Typ 1 – Diabetes hinter dieser Blutzuckererhöhung verbergen, stellt sich das meist zum Ende der Schwangerschaft heraus.
Ein Wort zum Schluss!
Dieser Diabetes in der Schwangerschaft zeigt eine Empfindlichkeit des Körpers an, später
selbst einen Diabetes Typ 2 (früher Altersdiabetes genannt) zu bekommen – besonders
wenn die Eltern auch Diabetes haben. Übergewicht und Bewegungsarmut erhöhen das
Risiko für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes zusätzlich. So gesehen, bietet dieser
Schwangerschaftsdiabetes für Sie die Chance, ein späteres Krankheitsrisiko rechtzeitig zu
beeinflussen.