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Geburt in Frankreich – Erfahrungsbericht und Tipps

Geburt im Ausland
Geschätzte Lesedauer: 9 Minuten

Eine Geburt im Ausland ist nochmal ein neues Abenteuer. Wenn man in Deutschland wohnt, weiß man in der Regel selbst bei der ersten Geburt von Freunden oder Bekannten, wie der generelle Ablauf ist. Was aber wenn die Geburt im Ausland stattfinden soll? Ein Erfahrungsbericht und Tipps für die Geburt in Frankreich.

Mein Mann und ich lebten zur Zeit meiner Schwangerschaft an verschiedenen Wohnorten. Ich in Stuttgart, wo ich arbeite und mein Mann in Straßburg. Die gemeinsame Wohnung befand sich in Straßburg, weshalb klar war, dass ich den Mutterschutz dort verbringen werde. Auch wenn Straßburg sehr nah an der deutschen Grenze liegt, ist die einzige Geburtsklinik in der Nähe in Offenburg. Für mich stand also fest, dass unser Sohn in Straßburg, also in Frankreich, zur Welt kommen soll.

Dass dies etwas mehr Aufwand sein würde und mit etwas mehr Unsicherheit behaftet sein würde, dachte ich mir. Deshalb zog ich frühzeitig Erkundigungen ein. Leider war es nicht ganz einfach alle nötigen Informationen zu finden. Das führte dazu, dass ich bis 14 Tage vor der Geburt nicht wusste, ob ich meinen Sohn nun in Frankreich bekommen könnte, ohne auf den Kosten für die Geburt selbst sitzen zu bleiben.

Deshalb anbei ein Erfahrungsbericht sowie Tipps, wie man stressfrei eine Geburt in Frankreich vorbereiten kann.

Die Krankenversicherung

In Deutschland bin ich bei der TK versichert. Diese kontaktierte ich bereits 8 Monate vor dem errechneten Geburtstermin um nach dem Prozedere für eine Geburt in Frankreich zu fragen. Es klang ganz einfach: Von der TK erhalte ich das Formular E 106. Mit diesem kann ich mich bei der französischen Krankenkasse CPAM registrieren und von dort eine Krankenkassenkarte erhalte. Die CPAM verrechnet die in Anspruch genommenen Leistungen dann wiederum mit der TK. Damit sollte die Geburt in Frankreich ohne weiteres möglich sein.

Checkliste Dokumente

Für die Registrierung bei der CPAM bedarf es diverser Dokumente, welche gemeinsam mit dem E 106 eingereicht werden müssen:

Empfehlenswert ist es auf jeden Fall, bereits am Anfang persönlich mit allen Dokumenten bei der lokalen Stelle der CPAM vorzusprechen. Dies ist ohne Termin möglich, allerdings muss man ggf. mit etwas längeren Wartezeiten rechnen. Die Service-Mitarbeiter der CPAM können dann vor Ort direkt prüfen, ob alle Dokumente so in Ordnung sind.

Generell dauert es nämlich schon mehrere Wochen nach Einsendung der Dokumente, bis man überhaupt eine Rückmeldung erhält. Wenn dann noch Dokumente fehlen, kann sich der Prozess über mehrere Wochen oder gar Monate ziehen.

Sobald man seine Dokumente eingereicht hat und diese geprüft wurden, kann man eine sogenannte „Attestation de droit“ – also eine vorläufige Versicherungsbestätigung – beantragen. Mit dieser Bestätigung muss beim Arzt oder in der Apotheke nicht selbst bezahlt werden, sondern es kann bereits über die Krankenkasse abgerechnet werden.

Was ebenfalls direkt am Anfang der Schwangerschaft gemacht werden sollte, ist die „déclaration de grossesse“. Das bedeutet die Mitteilung über die Schwangerschaft an die Krankenkasse. Das Vorgehen hierbei ist, dass entweder der Frauenarzt oder eine Hebamme die Schwangerschaft feststellt und euch das entsprechende Formular cerfa No. 50040#05 ausstellt, das ihr wiederum bei der CPAM einreicht.

Die Ausstellung der „Carte vitale“, also der französischen Krankenkassenkarte, dauert in der Regel einige Wochen. Sobald man diese hat, kann man sich auch für die App „ameli“ sowie dem Online-Portal der CPAM registrieren und die Online-Services nutzen.

Die Abrechnung der Leistungen

Sollte ein Arzt- oder Laborbesuch nötig sein bevor die „Attestation de droit“ oder die „carte Vitale“ vorliegen, müssen die Leistungen privat bezahlt werden. Allerdings sollte man darauf achten, sich einen Beleg geben zu lassen, den man wiederum im Nachhinein bei der CPAM zur Erstattung einreichen kann. Dieser Beleg heißt „Feuille de soins“ und in der Regel muss man aktiv danach fragen.

Ärztliche Vorsorge und Leistungen

In Frankreich laufen die Vorsorgeuntersuchungen etwas anders ab als in Deutschland und auch die Leistungen, die dort erbracht werden, variieren teilweise stark.

Meiner Erfahrung nach wurden beim Gynäkologen in Frankreich deutlich mehr Ultraschallaufnahmen gemacht als in Deutschland, auch wenn standardmäßig ebenfalls nur drei Ultraschalle von der Kasse bezahlt werden. Bei mir gehörte dies zu jeder Untersuchung standardmäßig dazu, oftmals sogar in 3D.

Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass Gynäkologen in Frankreich in der Regel keine „Labortests“ (sprich Blutabnahmen etc.) vornehmen, sondern die Patientin zu einem der zahlreichen selbstständigen Labore überwiesen wird.

Das klingt auf den ersten Blick umständlich, erweist sich aber als äußerst effizient. Die Labore haben größtenteils auch samstags geöffnet und liefern die Testergebnisse innerhalb weniger Tage, manchmal sogar weniger Stunden, per E-Mail an Patientin und Gynäkologen. Einige Tests, die in Deutschland freiwillig sind und deren Kosten von der Schwangeren privat getragen werden müssen, sind in Frankreich verpflichtend, so zum Beispiel der Toxoplasmose-Test.

Der Geburtstermin

Weiterhin interessant ist die Berechnung des Geburtstermins in Frankreich. Hier wird, im Gegensatz zu Deutschland, wo eine Schwangerschaft mit 40 Wochen berechnet wird, mit 41 Wochen gerechnet. Im Endeffekt ist der Unterschied allerdings nicht übermäßig groß. Während in Deutschland mit einem früheren errechneten Termin mit einer medizinischen Einleitung der Geburt etwas länger gewartet wird, wird in Frankreich in der Regel bereits ab drei Tagen nach Überschreiten des Termins eingeleitet.

Der Mutterpass

Einen Mutterpass, wie man ihn aus Deutschland kennt, gibt es in Frankreich nicht. In der Regel erhält man eine Din A4-Mappe mit Informationen rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillen. In diese Mappe kann man dann sämtliche Untersuchungs- und Testergebnisse, die man als lose Din A4-Zettel bei Ärzten oder Laboren bekommt, einsortieren.

Foto: privat

Die Geburtsklinik

Auswahl der Geburtsklinik

In Frankreich werden die Kliniken in verschiedene Stufen von eins bis drei eingeteilt: „Maternité de niveau 1, 2 ou 3“.

Maternité de niveau 1

Kliniken der Stufe 1 werden Frauen empfohlen, die einen komplikationsfreien Schwangerschaftsverlauf aufweisen und deren Baby gesund und in deren Kind in der Kopfendlage liegt. Bitte prüft, ob eine Kinderklinik angeschlossen ist, wenn das für euch ausschlaggebend ist. Es ist nämlich möglich, dass im Falle eines Notfalls das Kind sonst (ggf. auch ohne die Mutter) in eine andere Klinik verlegt werden muss.

Maternité de niveau 2

Bei Kliniken der Stufe 2 ist eine Kinderklinik mit angebunden, sodass das Kind im Notfall ohne Verlegung dort versorgt werden kann. Kliniken der Stufe 2 sind allerdings nicht auf Frühgeburten (Definition hier neben Geburtstermin: Geburtsgewicht < 1.500g) ausgelegt und verfügen nicht über das entsprechende Equipment zur Versorgung von Frühchen.

Maternité de niveau 3

Kliniken der Stufe 3 verfügen sowohl über eine angeschlossene Kinderklinik als auch sämtliche Ausrüstung zur Versorgung von Babys mit einem Geburtsgewicht unter 1.500g. Diese Kliniken eignen sich also besonders für Risikoschwangerschaften und Frühgeburten.

Ich persönlich hatte mich in Straßburg für eine Geburtsklinik mit Niveau maternité 1 entschieden, da es aus dem Schwangerschaftsverlauf und der endgültigen Lage des Babys keine Indikation auf ein erhöhtes Risiko gab. Nichtsdestotrotz hatten wir uns vorab eine Klinik der Stufe 3 angeschaut. Mein Mann und ich hatten uns vorab abgesprochen, dass er im Notfall unseren Sohn bei einer Verlegung in ein anderes Krankenhaus begleiten würde. Im Anschluss würden wir uns dann um meine Verlegung ins gleiche Krankenhaus kümmern.

Die Klinik meiner Wahl in Straßburg war das Rhéna. Warum? Zum Zeitpunkt der Geburt hatten sie dort eine vergleichsweise niedrige Geburtenrate. Damit konnte ich mir sicher sein , dass ich auch die Möglichkeit habe, mir den Kreissaal mit entsprechender Ausstattung (Badewanne etc.) auszusuchen. Außerdem war es mir wichtig ein „Familienzimmer“ zu erhalten, sodass mein Mann in den ersten Nächten im Krankenhaus mit dabei sein kann. Dies wäre aufgrund der hohen Auslastung in manchen anderen Kliniken nicht garantiert gewesen. Außerdem war die Kaiserschnittrate gering, was für mich ebenfalls ein entscheidender Faktor war.

Foto: CLINIQUE RHÉNA, Strasbourg

Registrierung und Anmeldung in der Geburtsklinik

In Frankreich sollte man sich bei der Geburtsklinik seiner Wahl vorab anmelden. Mit der Anmeldung erhält man sämtliche Informationen zur Geburt und dem Klinikaufenthalt. Dies hat unter anderem den Vorteil, dass man, wenn die Geburt losgeht nicht auch noch unter Wehen Papierkram erledigen muss.

Außerdem ist es notwendig, ca. 4 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin einen Termin beim Anästhesisten für das Aufklärungsgespräch zu vereinbaren.

Wusstet ihr, dass in Frankreich rund 80% der Frauen eine PDA in Anspruch nehmen? In Deutschland dagegen liegt der Anteil nur bei 20-30%.

Entsprechend überrascht war der Anästhesist, als ich ihm mitteilte, ich wüsste, noch nicht ob ich eine wolle und würde das gerne spontan entscheiden.

Die Geburt

Anmeldung und Aufnahme

Bei der Anmeldung erhielten wir eine Checkliste, was ins Krankenhaus für Mutter und Baby mitzubringen ist. Zu meinem Erstaunen standen auf der Liste neben sämtlicher Baby-Bekleidung und –Ausstattung auch Produkte wie Wochenbetteinlagen. Hier hätte ich eigentlich erwartet, dass diese Produkte vom Krankenhaus gestellt werden.

Urgence Maternité Clinique Rhéna
Foto: privat

Meine Geburt startete nachts, sodass wir um 3:00 Uhr die Klinik erreichten. Die Aufnahme in der Klinik war freundlich, schnell und unkompliziert. Es wurde mir mitgeteilt, dass es tatsächlich losginge mit der Geburt, ich aber noch etwas Zeit hätte. Also brachte uns die Hebamme zunächst auf unser Familienzimmer. Sie bot an, dass wir noch frühstücken könnten und stellte mir einen Gymnastikball zur Verfügung, zusammen mit ein paar Tipps.

Geburtsverlauf

Frühstücken wollte ich nicht, mein Mann dagegen war schon hungrig. Um 6:00 Uhr ging es zurück in den Kreissaal. Im sogenannten „Salle naturelle“, der ausgestattet ist wie ein Geburtshaus mit großem (normalem) Bett, Badewanne, Tüchern, Gymnastikbällen und allem, was das Herz begehrt, wurde ich zunächst noch einmal ans CTG gehängt und untersucht. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde mir das erste Mal eine PDA angeboten. Da ich aber vorher noch die Badewanne und im Anschluss Lachgas ausprobieren wollte, lehnte ich ab.

Lachgas empfand ich als eine sehr gute Alternative. Durch die Maske, die ich in die Hand erhielt und bei jeder Wehe aufsetzen konnte, ist auch die Atmung kontrolliert. Dadurch atmete ich automatisch ruhiger. Außerdem hatte mein Mann, der die Gasflasche auf- und zudrehte, eine sinnvolle Beschäftigung.

Im Verlauf wurde mir noch mehrmals eine PDA angeboten, ich wollte aber so lange wie möglich darauf verzichten.

Generell heißt es, dass Geburten in Frankreich deutlich „medizinischer“ ablaufen als in Deutschland. Das Legen eines Zugangs sowie das Festlegen der Geburtsposition durch das Klinikpersonal sind Standard.

Als es in die Austreibungsphase ging, musste ich daher auch das Zimmer wechseln in einen klassischen Kreißsaal. Dies empfand ich tatsächlich als ziemlich störend. Ohne dass ich es richtig mitbekommen hatte, wurde mir dort direkt ein Zugang gelegt. Mich persönlich störte das nicht, ich war im Nachhinein aber doch recht überrascht.

Nach der Geburt

Nachdem mein Sohn geboren war, bekam ich, wieder ohne es überhaupt wahrzunehmen – das erzählte mir mein Mann danach über den Zugang ein Mittel verabreicht, das die Plazentageburt beschleunigt. Leider waren wir im Moment der Geburt auch nicht schnell genug unseren Wunsch zu äußern, dass wir das Nabelschnurblut auspulsieren lassen möchten, sodass diese abgeklemmt wurde, bevor wir reagieren konnten. Das fand ich sehr schade und würde es beim nächsten Mal frühzeitig kommunizieren.

Alles in allem war die Geburt im Rhéna eine sehr angenehme Erfahrung. Über ein paar Dinge war ich überrascht, aber es ging schnell, ich fühlte mich jederzeit gut versorgt und informiert.

Unser Sohn wurde nach der Geburt zu keiner Zeit von unserer Seite genommen. Alle Untersuchungen fanden im selben Raum unter unserer Anwesenheit und möglichst sogar mit Körperkontakt durch uns als Eltern statt.

Nachsorge und Wochenbett

Im Krankenhaus

In Frankreich bleiben Mutter und Kind nach der Geburt in der Regel 3 Tage im Krankenhaus. In dieser Zeit werden die nötigen Untersuchungen (analog zu Deutschland) durchgeführt.

Wir fühlten uns in dieser Zeit extrem gut betreut. Die Hebammen haben sich unglaublich viel Zeit für uns genommen: Zu jeder Tages- und Nachtzeit beim Wickeln oder Anlegen unterstützt und uns alles gezeigt und erklärt. Sogar, wie man das Kind ins Tragetuch nimmt und dieses bindet.

Nach zwei Tagen fühlten wir uns so fit, dass wir das Krankenhaus verlassen wollten. Das wurde vom Gynäkologen zwar nicht so gerne gesehen, aber nachdem es keine medizinischen Gründe gab, die dagegen sprachen, wurden mein Sohn und ich entlassen.

Was mich wieder sehr erstaunte: Der Gynäkologe gab mir ohne ein Wort der Erklärung eine Liste an Rezepten mit, die mein Mann in der Apotheke besorgte. Im Nachhinein stellten wir fest, dass darunter neben Eisenpräparaten, Schmerzmitteln und Vitamin D auch ein Rezept für die Pille dabei war.

Zuhause

Das Hebammensystem in Frankreich variiert sehr stark vom deutschen. Während in Deutschland die Hebamme in den ersten Tagen und Wochen fast täglich zuhause vorbeikommt und Kind und Mutter untersucht, ist das in Frankreich überhaupt nicht üblich.

Die Hebammen dort machen Hausbesuche nur in Ausnahmefällen und nach Absprache – ca. zwei Hausbesuche werden von der Krankenkasse übernommen. Weitere sind natürlich bei privater Zahlung möglich. Für gesundheitliche Themen beim Baby ist der Kinderarzt zuständig, für die Mutter der Gynäkologe. Vom Krankenhaus erhielten wir eine Liste mit Kinderärzten in der Umgebung, sodass die Suche deutlich erleichtert wurde.

Wir hatten Glück, dass das Elsass so nah an der deutschen Grenze liegt. Somit konnten wir eine französische Hebamme finden, die in einer deutschen Klinik arbeitet und uns demnach nach dem deutschen System betreuen konnte.

Die Abrechnung lief hier aber nicht über die CPAM, sondern über die TK. Die Hebamme stellte mir (privat) eine Rechnung über die Nachsorge aus, die ich wiederum bei der deutschen Krankenkasse einreichen konnte.

Wenn man nicht das Glück hat, eine Hebamme für die Betreuung zuhause zu haben, gibt es diverse Stellen, die junge Mütter zum Beispiel bei Themen wie Stillen unterstützen. Auch hier stellte uns das Krankenhaus eine Liste mit Anlaufstellen (Hebammen und Organisationen wie „La Leche Liga“) zur Verfügung.

Fazit

Alles in allem gibt es schon Unterschiede zwischen Schwangerschaft und Geburt in Deutschland und in Frankreich – wobei aus meiner Sicht keines besser oder schlechter zu bewerten ist. Wichtig ist es aus meiner Erfahrung, sich frühzeitig zu informieren und die wichtigsten Dinge (z. B. Krankenkasse) zu organisieren, damit man entspannt der Geburt entgegenblicken kann. In beiden Ländern gleichwohl, ist es wichtig sich darüber klar zu werden, womit man sich selbst am wohlsten fühlt und dies auch offen zu kommunizieren.

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