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Schwimmkurs für Kinder: Darum ist Schwimmenlernen so wichtig

Foto: DLRG

Geschätzte Lesedauer: 6 Minuten

Schwimmkurse für kleine und etwas größere Kinder sind für mich ein Thema, das mir am Herzen liegt. Es ist so enorm wichtig, dass sie richtig schwimmen lernen. Ich habe selbst schon zwei Mal ein Kind vor dem Ertrinken gerettet. Die eine Mutter konnte das gar nicht verstehen: „Der kann doch schwimmen,“ sagte sie voller Überzeugung zu mir. Doch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnt nicht umsonst jedes Jahr aufs Neue vor den Gefahren für Nichtschwimmer:innen. Wir haben euch hier alles Wichtige über Schwimmkurse zusammengefasst.

Warum ist ein Schwimmkurs so wichtig?

Für Babys und Kleinkinder gibt es die sogenannte Wassergewöhnung. Hier werden die Kleinen mit Spielchen und passenden Liedern an das Element Wasser geführt, so dass irgendwelche Ängste gar nicht erst entstehen. Zudem ist das Ganze eine tolle Sache für Körpergefühl und Motorik. Das Seepferdchen ist dann der erste Schritt vom Nichtschwimmenden zum Schwimmenden. Ein solcher Kurs ist die Vorbereitung auf Schwimmfähigkeit. Leider sind viele Eltern noch immer der Überzeugung, dass Kinder mit einem Seepferdchen-Abzeichen sichere/r Schwimmer:innen sind. Das ist nicht der Fall.

Wie hoch ist der Anteil an Nichtschwimmer:innen?

Im vergangenen Jahr erfragte die DLRG in einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung die „Schwimmfähigkeit der Bevölkerung 2022“. Das Ergebnis war erschreckend. Die Zahl der Kinder im Grundschulalter, die nicht schwimmen können, hat sich seit 2017 verdoppelt. Rund 60 Prozent der Zehnjährigen können nicht schwimmen. Noch dazu ist das Alter, in welchem ein Kind dies lernt, steigend. Neben fehlendem Schwimmunterricht in der Schule tragen die restlos überfüllten Kurse in Bädern und Sportvereinen dazu bei.

Mit rund 57 Prozent ist die Zahl der, von ihren Eltern, als Schwimmer:innen eingestuften Kinder in etwa gleich geblieben. In diesem Zusammenhang weißt die DLRG allerdings darauf hin, dass die Einschätzung für viele Mütter und Väter schwer ist. Rund 21 Prozent, der „sicheren Schwimmer:innen“ haben bislang nicht einmal das Seepferdchen absolviert. Wirklich sicher schwimmen kann demnach erst, wer das Schwimmabzeichen Bronze erworben hat. 

Pandemie weitreichende Folgen für Nichtschwimmer

Die Folgen der Pandemie auf die Nichtschwimmenden liegen klar auf der Hand. Schwimmbäder waren plötzliche „bis auf Weiteres“ geschlossen. Den Kindern wurde nicht nur das Erleben von Wasser/im Wasser vollends verwehrt. Schwimmkurse wurden reihenweise gestrichen. Viele Jungen und Mädchen konnten erst nach drei Jahren ihr Seepferdchen nachholen oder stehen mit 8-jährig noch immer auf einer Warteliste. Das hinterlässt nicht nur Spuren in Sachen Selbstbewusstsein, es birgt auch Gefahren mit sich. Schätzungen der DLRG gehen davon aus, dass zwei komplette Jahrgänge nicht ausgebildet werden. Fehlende Schwimmfähigkeit, aber auch Leichtsinn durch nicht vorhandenes Wissen ziehen vermehrt Badeunfälle nach sich, die oft tödlich enden. Zudem fehlen Kenntnisse über die Gefahren in freien Gewässern wie Baggerseen oder Flüssen.

Foto: Daniel-André Reinelt (DLRG)

Welche Kurse gibt es für welche Altersklasse?

Es gibt eine ganze Fülle verschiedener Kurse für Kinder. Es fängt an mit Babyschwimmen, geht weiter über Wassergewöhnungskurse und allerlei Angebote, die auf das Seepferdchen vorbereiten. Das ist dann auch das erste Abzeichen, welches dein Kind erhält. Die Altersbegrenzung in dem Sinne wurde aufgehoben. In der Regel machen Seepferdchenkurse ab 5 Jahren Sinn und dann baut der weitere Schwimmunterricht mit Silber, Bronze und Gold aufeinander auf. 

Babyschwimmkurse sind in der Regel noch einmal unterteilt in „bis 8 Monate“ und „über 8 Monate“. Dann gibt es Wassergewöhnungs- oder Schwimmtreffkurse für Kinder zwischen einem und drei Jahren. In den Babykursen können die ganz Kleinen dies nasse Element mit alle ihren Sinnen erfahren. Fast allen Jungen und Mädchen macht es großen Spaß. Wahrscheinlich erinnern sie sich ganz unbewusst an dieses angenehm schwerelose Gefühl. Beim gemeinsamen Plantschen können Baby und Mama oder Papa ihre Bindung wunderbar intensivieren. Ganz nebenbei fördert das Plantschen die motorische Entwicklung eures Zwergs.

Die Folgekurse mit all ihren kreativen Namen, wie „Robbie“, „Robbe“, „Delphinchen“ usw. bieten deinem Kind die Möglichkeit, die Bewegung im Wasser immer weiter auszubauen und dann letztendlich bereit zu sein, das Schwimmen zu erlernen. In Wassergewöhnungskursen ab 4 Jahren wagen die Kleinen beispielsweise schon mal einen ersten Sprung vom Beckenrand. Sie lernen, dass Wasserspritzer im Gesicht nicht schlimm sind und man die Augen unter Wasser sogar öffnen kann, um sich zu orientieren. Das sind schon alles wichtige Grundlagen, die im Notfall überlebenswichtig sein können.

Welche Abzeichen können Kinder erwerben, was ist dafür notwendig?

Um ein Schwimmabzeichen zu erhalten, muss das Kind sowohl eine theoretische als auch eine praktische Prüfung ablegen. Was dabei abgefragt und erwartet wird, lernt es vorher in einem entsprechenden Schwimmunterricht. Seit Januar 2020 wird zwischen Kindern und Erwachsenen nicht mehr unterschieden. Nach einem erworbenen Seepferdchen heißen die Abzeichen „Deutsches Schwimmabzeichen“, und alle Weiteren dürfen dann stufenweise abgelegt werden. Das heißt: Bronze, Silber und Gold. Neben den ersten Schwimmtechniken wird hier auch das Rückenschwimmen, Kraulen oder Delfin gelehrt.

Foto: DLRG

Seepferdchen

Empfohlen ab 5 Jahren.

Am Anfang der Abzeichen steht das Seepferdchen. Hier wird dein Kind auf das Schwimmen vorbereitet. Was muss hier geleistet werden?

Dein Kind kennt die Baderegeln und kann sie vortragen. Dazu gehört beispielsweise: Nicht mit vollem Bauch schwimmen gehen. Weiter gehört dazu ein Sprung vom Beckenrand mit anschließendem 25 Meter Brustschwimmen. Und zu guter Letzt muss ein Ring aus schultertiefem Wasser (Kind) heraufgeholt werden. Danach kann der Prüfling voller Stolz das erste Abzeichen entgegennehmen. 

ACHTUNG! Das Seepferdchen bescheinigt NICHT, dass dein Kind ein/e sichere Schwimmer:in ist.

Deutsches Schwimmabzeichen Bronze (Freischwimmer)

In der Regel mit ca. mit 7 Jahren.

Wer sein Bronze-Abzeichen erhalten hat, gilt als sicher/e Schwimmer:in und darf im Prinzip auch schon alleine mit Freund:innen ins Schwimmbad. Die Voraussetzung für diesen Kurs ist, das Seepferdchen und die zu erbringende Prüfungsleistung schon umfangreich und Nachlässigkeit.

Auch hier muss dein Kind die Baderegeln kennen, die sich um beispielsweise Regeln des Springens ergänzen. 

Schwimmen muss der Prüfling hier 15 Minuten am Stück, nach einem Kopfsprung vom Beckenrand oder Startblock. In den 15 Minuten müssen mindestens 200 m (= 8 Bahnen à 25 m) zurückgelegt werden, davon 150 m in Bauchlage, 50 m in Rückenlage. Festhalten am Rand gilt nicht. Ein Sprung vom 1 m-Brett schließt das Ganze ab. Gratulation, dein Kind kann jetzt schwimmen.

Deutsches Schwimmabzeichen Silber

In der Regel mit ca. 8 Jahren.

Der nächste Step ist Silber. Hier lernt dein Kind zu den Baderegeln auch das Verhalten zur Selbstrettung. Das heißt, es erfährt, wie es bei Erschöpfung oder im Fall eines Krampfes reagieren muss.

In der praktischen Prüfung wird ein Kopfsprung vom Beckenrand erwartet. Anschließen müssen die Mädchen und Jungen 20 Minuten schwimmen und mindestens 400 m (= 16 Bahnen à 25 m) zurücklegen. 300 m müssen in Bauchlage, 100 m in Rückenlage geschwommen werden. Dabei gilt auch, Festhalten darf man sich nicht. Es geht weiter mit Tauchen. Aus einer Tiefe von ca. 2 m muss zweimal ein Ring heraufgeholt werden. Außerdem muss eine Strecke von 10 m in der Länge mit Abstoßen vom Beckenrand getaucht werden. Zu guter Letzt folgt ein Sprung vom 3 m-Brett. Wer sich das nicht traut, weil sie/er vielleicht Höhenangst hat, darf auch zweimal aus 1 m Höhe springen.

Foto: DLRG

Deutsches Schwimmabzeichen Gold

In der Regel mit ca. 9-10 Jahren.

Wer Gold geschafft hat, kann sich wirklich als sicher/e Schwimmer:in bezeichnen. Das ist eine tolle Leistung. Hier gibt es Schwimmvereine, die ein bestimmtes Alter vorgeben. Da müsst ihr euch informieren. 

Die Regeln, die hier abgefragt werden, sind umfangreich. Neben den Baderegeln wird hier Wissen über Hilfe bei Bade-, Boots- und Eisunfällen (Selbstrettung, einfache Fremdrettung) geprüft.

Im praktischen Teil wird nach einem Kopfsprung vom Beckenrand oder Startblock 30 Minuten am Stück geschwommen. 800 m (= 32 Bahnen à 25 m) müssen in der Zeit zurückgelegt werden, davon 650 m in Bauchlage und 150 m in Rückenlage. Ohne Festhalten.

Dann folgen Startsprünge mit kurzen Schwimmeinheiten und Tauchgänge: 

Abgeschlossen wird die Prüfung mit 50 m Transportschwimmen. Hierbei wird ein/e Schwimmpartner:in gezogen oder geschoben und so eine Rettung simuliert.

Damit euer Kind kein/e Nichtschwimmer:in bleibt und ihr entspannt im Schwimmbad oder am Badesee sein könnt, ist ein Schwimmkurs unabdingbar. 

Ein Tipp: Lasst euch auf alle Wartelisten der umliegenden Schwimmbäder, -Schulen und Sportvereine setzen, das erhöht die Chance schnell einen Platz im Seepferdchen- oder Silber-Kurs zubekommen. 

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