
Bedeutung von Multivitaminpräparaten für Schwangere und stillende Mütter
Die Schwangerschaft ist eine ganz besondere und wichtige Zeit, in der die Gesundheit der (werdenden) Mutter, insbesondere aber die des Babys optimal gefördert werden soll. Die Relevanz eines Schwangerschafts-Multivitamins spricht dann für sich. Worauf sollte man jedoch bei der Zusammensetzung achten? Was sollte ein Multivitaminpräparat für die Schwangerschaft mindestens enthalten?
Folat und Vitamin B12
Es ist allgemein bekannt, dass vor und während der Schwangerschaft die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels mit mindestens 400 mcg Folsäure empfohlen wird. Die Nahrungsergänzung mit 5-MTHF (der körpereigenen bioaktiven Folatform) ist dabei vorzuziehen.
Untersuchungen haben ergeben, dass ein Drittel der schwangeren Frauen einen erhöhten Methylmalonsäure-Spiegel (MMA) hat. Normalerweise entsteht MMA in winzigen Mengen bei der Verdauung von Protein. Wenn der Vitamin-B-12-Spiegel sinkt, produziert der Körper große Mengen MMA. Ein erhöhter MMA-Spiegel ist demnach ein funktioneller Biomarker für den Vitamin-B12-Status, der auf einen Vitamin-B12-Mangel hinweist. Die biologisch aktive Form von Vitamin B12 (Methyl- und Adenosylcobalamin) gewährleistet eine bessere Aufnahme als (das bei Nahrungsergänzungsmitteln häufig eingesetzte) Cyanocobalamin.
Vitamin A für die Entwicklung des Fötus unverzichtbar
Viele Schwangere machen sich Sorgen um die Einnahme von Vitamin A. Vitamin A ist jedoch für die Entwicklung des Fötus unverzichtbar. Darüber hinaus ist der Bedarf an Vitamin A während der Schwangerschaft und (insbesondere) in der Stillzeit erhöht. Ein Multivitamin enthält daher im Idealfall eine geringe Dosis Vitamin A mit Beta-Carotin-Zusatz. Beta-Carotin ist ein sicheres Nahrungsergänzungsmittel, da es im Körper nur bei Bedarf in Vitamin A umgewandelt wird. Der Körper wandelt auf keinen Fall mehr Beta-Carotin um, als er benötigt. Folglich kann hierdurch kein zu hoher Vitamin-A-Spiegel entstehen.

Eisen
Frauen brauchen allgemein mehr Eisen als Männer. In der Schwangerschaft ist dieser Bedarf sogar noch höher. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt die tägliche Eisensupplementierung im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge.1 Eisen trägt zur normalen Bildung von roten Blutkörperchen und Hämoglobin bei. In der Schwangerschaft werden mindestens 25 mg pro Tag empfohlen. In der Regel ist Eisenbisglycinat besser verträglich als andere Eisenformen.
Calcium
Eine adäquate Calciumzufuhr ist während der Schwangerschaft von entscheidender Bedeutung. Sie ist unverzichtbar für das Wachstum des Fötus, die Gesundheit der Mutter sowie eine reibungslose und unproblematische Schwangerschaft. Bei Frauen, die dauerhaft zu niedrige Calciummengen (<500 mg/Tag) zu sich nehmen, kann das Risiko eines erhöhten Knochenumsatzes entstehen. So holt es sich der Körper Das Calcium aus den Knochen, wenn er es nicht ausreichend über die Ernährung bekommt2 Die WHO empfiehlt die Einnahme von 1,5-2,0 g elementarem Calcium/ Tag, wobei die Gesamtdosis am besten auf drei Dosen (vorzugsweise zu den Mahlzeiten) verteilt werden sollte, und zwar ab der 20. Schwangerschaftswoche bis zum Ende der Schwangerschaft. Ein Schwangerschafts-Multivitamin sollte daher eine hohe Dosis leicht absorbierbares Calcium enthalten.
Cholin zur Förderung der kognitiven Fähigkeiten des Kindes
Während der prä- und neonatalen Entwicklung wird ausreichend Cholin für eine gute Prädisposition und Reifung des Gehirns und des Nervensystems benötigt. Cholin ist für die Bildung von Acetylcholin (ACh, wichtiger Neurotransmitter) sowie der DNA-Methylierung (Methylgruppendonor) erforderlich. Die jüngsten Forschungsergebnisse zeigen, dass eine Cholin- Supplementierung (550 mg/Tag) während des dritten Trimesters der Schwangerschaft sich positiv auf die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung bei Babys auswirkt.3
Ein Schwangerschafts-Multivitamin enthält idealerweise eine hohe Dosis Cholin, um die kognitiven Fähigkeiten des Kindes zu fördern. Da das Volumen von Zutaten in einer Kapsel oder Tablette begrenzt ist, enthalten Schwangerschafts-Multivitamine in der Regel nicht genug Cholin. Hier bietet sich eine separate Cholin-Supplementierung als Lösung an.

Zusammenspiel von Cholin und DHA
Cholin und DHA (Omega-3-Fettsäure) sind zwei wichtige Nährstoffe, die für das Wachstum und die Entwicklung benötigt werden. Eine aktuelle Übersichtsstudie bringt überzeugende Beweise für den Nutzen einer ausreichenden Cholin- und DHA-Zufuhr für Mutter und Kind. Die Wechselwirkungen zwischen Cholin und DHA spielen eine Rolle bei der Gesundheit von Gehirn und Augen.
Die Erkenntnis, dass eine Nahrungsmittelergänzung mit einem dieser Nährstoffe den anderen fördert, deutet auf eine Synergie der beiden Nährstoffe hin.4 In einer Beobachtungsstudie wurden Muttermilchproben 3-4 Monate nach der Geburt analysiert und das Rekognitionsgedächtnis bei sechs Monate alten Säuglingen getestet, um die Beziehung zwischen Cholin und DHA und der darauffolgenden kognitiven Leistung zu untersuchen. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass höhere Cholin- und DHA-Gehalte in der Muttermilch mit einem verbesserten Rekognitionsgedächtnis von Kleinkindern assoziiert werden.5
Zusätzlich zu einem guten Schwangerschafts- Multivitamin ist also auch ein separates Nahrungsergänzungsmittel mit einer hohen DHA-Dosis wichtig. Dieser Nährstoff ist häufig nicht in Multivitaminpräparaten enthalten, da hohe Dosen verlangt werden und die empfindlichen Fettsäuren in Ölform und in Weichgelkapseln besser geschützt sind.
Quellen: (1) Weltgesundheitsorganisation, 2012. Guideline. Daily iron and folic acid supplementation in pregnant women; (2) 2. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5561751/; (3) https://www.fasebj.org/doi/10.1096/fj.201700692RR; (4) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6566660/#B131-nutrients-11-01125; (5) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26540073
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