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Übergewicht bei Kindern – So beugt ihr vor

Übergewicht bei Kindern
Geschätzte Lesedauer: 6 Minuten

In den vergangenen Jahrzehnten ist die Zahl der übergewichtigen Kinder weltweit deutlich angestiegen. Die Corona-Pandemie hat diese Situation noch verschärft. Doch ab wann gelten Kinder als übergewichtig? Können auch Babys und Kleinkinder schon zu viel wiegen? Wie steuern Eltern im Falle von Übergewicht oder der Krankheit Adipositas, also Fettleibigkeit, gegen und wie beugen sie einer zu drastischen Gewichtszunahme am besten vor? Wir haben euch Informationen und Tipps zum Thema Übergewicht bei Kindern zusammengetragen.

Corona-Pandemie hat das Übergewicht bei Kindern verstärkt

Das Robert-Koch-Institut hat von 2014 bis 2017 in einer zweiten Wellte die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) untersucht. Die Ergebnisse zeigten damals unter anderem, dass 5,9 Prozent der Mädchen und knapp 1 Prozent der Jungen unter 5 Jahren übergewichtig waren. Werden die Kinder älter, wechselt das Verhältnis und mehr Jungen als Mädchen sind übergewichtig – je nach Altersgruppe bewegte sich der Prozentsatz bei der damaligen Untersuchung zwischen 20 und 35 Prozent.

Die Corona-Pandemie hat diese Situation verschlimmert. Eine repräsentative Forsa-Umfrage unter Eltern minderjähriger Kinder hat 2022 ergeben, dass jedes sechste Kind im Alter von 3 bis 17 Jahren seit dem Beginn der Corona-Pandemie dicker geworden ist. Bei den 3-5-Jährigen sind 7 Prozent dicker bzw. deutlich dicker geworden, bei Kindern der Altersgruppe 10-12 Jahre betrifft das sogar jedes dritte Kind. Am auffälligsten zeigt sich die Veränderungen bei den Kindern, die bereits vor der Pandemie übergewichtig waren. Hier ist jedes zweite Kind dicker geworden, wie aus den Ergebnissen der Studie hervorgeht.

Und ein weiterer eklatanter Fakt zeigt sich: „Kinder aus einkommensschwachen Familien sind doppelt so oft von einer ungesunden Gewichtszunahme betroffen wie Kinder aus einkommensstarken Familien“, wie es in der Auswertung der Umfrage heißt. Sprich: Je höher das Einkommen, desto höher die Wahrscheinlichkeit und ggf. auch die finanziellen Möglichkeiten, Kinder gesund zu ernähren, ihnen Zugang zu Sportangeboten zu ermöglichen etc. Unter anderem aus diesem Grund fordert die Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG e.V.) Maßnahmen wie:

Es muss für Familien möglich sein, eine gesunde Wahl zu treffen, ohne dafür tiefer in die Tasche greifen zu müssen. Auch Eltern sind laut DAG gefragt: Sie müssen einen gesunden Lebensstil vorleben, denn sie sind ihren Kindern das beste Vorbild. Die Umfrage bestätigte auch, dass Kinder sich seit Beginn der Corona-Pandemie weniger bewegen (44 Prozent) und sich bei 33 Prozent der Kinder die körperlich-sportliche Fitness verschlechtert hat.

Doch ab wann sollten Eltern eigentlich auf die Ernährung und Bewegung achten? Bereits im Babyalter? Oder vielleicht sogar schon in der Schwangerschaft?

Übergewicht bei Kindern: Den Babyspeck braucht’s

Babys polstern auf – und das ist gut so. © Tara Raye / Unsplash

Was bei den ganz Kleinen noch als süßer Babyspeck bezeichnet wird, kann bei älteren Kindern tatsächlich zum Problem werden. Denn anders als Babys brauchen sie die Pölsterchen nicht mehr. Wir erklären, worin die Unterschiede liegen.

Babys legen im ersten Lebensjahr einiges an Fettvorrat an – die Fettmasse steigt in dieser Zeit auf ca. 25 Prozent ihres Körpergewichts. Menschensäuglinge sind genauso dick wie der Nachwuchs von arktischen Tieren und sogar dicker als Tiere, die im Wasser leben. Früher ging die Wissenschaft davon aus, dass die Pölsterchen vor allem angelegt werden, um den kleinen Körper vor Kälte zu schützen. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass der Babyspeck in erster Linie dem Wachstum des Gehirns dient. Denn das kostet eine Menge Energie.

Vom pausbäckigen Baby zum schlanken Kitaknirps

Nach dem ersten Lebensjahren beginnt allerdings eine Phase, in der sich das Fettgewebe zurückbildet; die Kinder wachsen stark. Dies ist nach Meinungen von Experten abgeschlossen, sobald der Nachwuchs ca. fünfeinhalb Jahre alt ist. Kinder sollten in dieser Zeit recht schlank sein, bevor die Fettmasse ungefähr zu Beginn des 7. Lebensjahres wieder ansteigt und in einem erneuten Wachstumsschub – ungefähr ab Ende der Grundschulzeit – gipfelt. Vor allem Mädchen nehmen dann ab Beginn der Pubertät oftmals wieder zu.

All diese Phasen sind vollkommen normal und genetisch festgelegt. Warnsignale sollten aufleuchten, wenn das Kind in der Kindergartenzeit dick ist, denn das wird in der Regel auch später so bleiben. Ärzte sagen: Je länger ein Kind übergewichtig ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass das es auch im Erwachsenenalter Übergewicht hat. Sind beide Elternteil schlank, kann es allerdings durchaus sein, dass sich die „Körperfülle noch ‚verwächst‘“, wie Professor Martin Wabitsch von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Universität Ulm in einem Interview auf stern.de erklärt.

Wie beugen Eltern Übergewicht bei Kindern vor?

Bereits mit einigen grundlegenden Maßnahmen, können Eltern Übergewicht bei Kindern vorbeugen. Das beginnt schon in der Schwangerschaft. Rauchen sollte mit Beginn der Schwangerschaft sowieso ein absolutes Tabu sein, auch, weil es unter anderem Einfluss auf die Entwicklung des Kindes hat. Studien belegen, dass Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft rauchen, später zu Übergewicht neigen. „Raucht eine Frau während ihrer Schwangerschaft, ist für das Baby das Risiko, als Kind einmal übergewichtig zu werden, um 40 Prozent erhöht“, heißt es in einem Artikel der Gesundheitsforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Stillen wirkt sich laut wissenschaftlicher Untersuchungen ebenfalls positiv auf die spätere Gewichtsentwicklung des Kindes aus. Allerdings sollten Mütter hier verschiedene Faktoren betrachten und das Baby und sich nicht zum Trinken an der Brust zwingen. Es gibt zahlreiche Mamas, bei denen das Stillen nicht klappt – Alternativen führen nicht automatisch zu späterem Übergewicht bei Kindern.

Ist der Nachwuchs aus dem Babyalter herausgewachsen, sollten Eltern auf gesunde Ernährung, kalorienarme Getränke und ausreichend Bewegung achten. Das Kind bleibt fit, weil es mindestens so viel Energie verbraucht, wie es zu sich nimmt. Wer bereits im Kleinkindalter eine echte Sportskanone zuhause hat, der sollte darauf achten, dass der Energiespeicher entsprechend gefüllt ist – gesundes Essen und Trinken bleibt dabei wichtig.

Bewegung ist auch für die Kleinen schon wichtig. © Click and Boo / Unsplash

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Kindern und Jugendlichen sich pro Tag mindestens 60 Minuten zu bewegen bzw. mäßig bis sehr anstrengende Aktivitäten wie den Fußweg zur Kita oder zur Schule oder Fußballspielen auszuüben.

Auch die Zeiten vor dem Bildschirm beeinflussen die Tendenz zu Übergewicht bei Kindern. Denn vor dem Fernseher, Tablet oder Handy liegend verbrauchen Kinder weniger Energie. Wenn sie dann noch vor dem Bildschirm essen, stellt sich das Sättigungsgefühl langsamer ein, da die Kinder abgelenkt sind. Daher gilt für alle – die Kleinen und die Großen: Möglichst nicht oder selten vor dem Fernseher und Co. essen. Besser ist es, beim Essen gemeinsam als Familie am Tisch zu sitzen und sich vom Tag zu erzählen. Weitere Tipps rund um die Ernährung hat die Ernährungsexpertin Dr. Petra Schulze-Lohmann für euch parat.

Kurz zusammengefasst:

Um Übergewicht bei Kindern vorzubeugen, sollten Mamas und Papas bzw. die Erziehungsberechtigten folgende Maßnahmen befolgen:

Welche Folgen kann Übergewicht bei Kindern haben?

Oftmals sind übergewichtige Kinder auch im Erwachsenenalter krankhaft übergewichtig. Das kann ernsthafte gesundheitliche Folgen nach sich ziehen, z. B.:

Mitunter treten die Erkrankungen bereits im Jugendalter auf. Auch die psychischen Belastungen, die mit Übergewicht bei Kindern einhergehen können, z. B. durch Mobbing, sind nicht zu unterschätzen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Eltern auf eine gesunde Lebensweise des Nachwuchses achten und diese selbst vorleben.

Ist mein Kind übergewichtig?

Um die Frage zu beantworten, ob ein Kind übergewichtig ist, spielen zwei Faktoren eine große Rolle: der sogenannte Body Mass Index (BMI) und die Beurteilung des Kindes durch den Kinderarzt.

Auch die Arbeitsgemeinschaft für Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) empfiehlt den BMI zu errechnen, um das Körpergewicht eines Kindes zu beurteilen. Der BMI beschreibt das Verhältnis des Körpergewichtes und der Körperfläche. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass allein der Wert hierbei – anders als bei Erwachsenen – nicht genügt, um Übergewicht bei Kindern festzustellen. Denn da Kinder sich im Wachstum befinden, gelten unterschiedliche Grenzwerte. Um hier eine Aussage über das Übergewicht bei Kindern zu treffen, nutzen Kinderärzte alters- und geschlechtsspezifische Perzentilen. Liegt der BMI über der 90. Perzentile sprechen Ärzte bei Kindern von Übergewicht. Wird die 97 Perzentile überschritten, leidet das Kind laut AGA an Adipositas, über der 99,5 Perzentile an extremer Adipositas.

Im Internet findet ihr BMI-Rechner für Kinder. Ansonsten nutzt folgende Formel:

Körpergewicht in kg/(Körperhöhe in m)2 = BMI

Beispiel: Ein Kind ist 40 Kilogramm schwer und 1,45 Meter groß. Es hat demnach einen BMI von 19,02 kg/m2.

Diesen Wert vergleicht ihr mit der Perzentilenkurve für den Body Mass Index und das Geschlecht eures Kindes, die ihr in der Tabelle im gelben Untersuchungsheft eures Kindes findet. Wendet euch im Zweifel an euren Kinderarzt. Er kennt euer Kind wahrscheinlich schon lange und kann anhand der Werte aber eben auch aufgrund dieses Wissens und einer Blickdiagnose am besten beurteilen, inwiefern es sich um Übergewicht handelt und welche Maßnahmen ihr als Familie ggf. ergreifen solltet.

So gebt ihr Übergewicht bei Kindern keine Chance

Gesunde, abwechslungsreiche Ernährung und Bewegung sind das A und O, um Übergewicht bei Kindern vorzubeugen. Lebt vor, wie eure Kids es machen sollen: Treibt Sport, esst und trinkt Vernünftiges und macht am besten so viel wie möglich davon zusammen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem gemeinsamen Workout?

Das Dschungel-Workout animiert die Kleineren mit einer lustigen Story. Für die etwas Älteren gibt’s zum Beispiel dieses hier:

In diesem Sinne: Es braucht nicht viel, damit ihr gemeinsam fit bleibt. Probiert es doch gleich mal aus. Und falls ihr wisst, dass gesunde Ernährung und Sport bisher nicht so auf eurem Plan stehen, stellt den Speiseplan Schritt für Schritt um und beginnt mit regelmäßigen Spaziergängen, lasst einmal mehr das Auto stehen und tastet euch nach und nach ans schweißtreibende Workout heran. Wir wünschen euch viel Spaß beim gesund Bleiben.

Beitragsbild: Adobe Stock

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