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Die mentale Entwicklung von Kindern – 19 bis 24 Monate

Mentale Entwicklung
Geschätzte Lesedauer: 8 Minuten

Nachdem wir in unserem ersten Artikel auf die mentale Entwicklung von Kindern zwischen 0 und 18 Monaten eingegangen sind, beleuchten wir dieses Mal das aufregende Alter zwischen 19 und 24 Monaten. Wozu sind Kinder in diesem Alter mental in der Lage? Welche wichtigen Entwicklungsschritte passieren in dieser Zeit? Wir geben dir außerdem Tipps an die Hand, wie du dein Kind bei seiner geistigen Entwicklung gezielt unterstützen kannst.

Kinder zwischen anderthalb und zwei Jahren lernen unfassbar viel – sie erweitern ihren Wortschatz, ihre Emotionen, erkennen ihr eigenes Spiegelbild und erkunden die Welt. Ihr Erinnerungsvermögen prägt sich weiter aus, ebenso ihr Wunsch nach Selbstständigkeit.

Die mentale Entwicklung von Kindern mit 19 Monaten

In diesem Alter können sich die meisten Kinder schon einigermaßen verständigen, indem sie ihren Wortschatz nutzen oder sogar schon kurze Sätze bilden. Manche Kinder sprechen bereits bis zu 50 Wörter – aber auch zehn Wörter sind in diesem Alter vollkommen normal. Jedes Kind durchläuft die mentale Entwicklung individuell und auch die äußeren Umstände spielen eine wichtige Rolle. Hat dein Kind Geschwister, die es nachahmt? Liest du deinem Kind regelmäßig etwas vor? Diese und andere Faktoren spielen eine große Rolle bei der mentalen Entwicklung. Viele Kinder sind mit 19 Monaten auch schon in der Lage falsche Behauptungen zu erkennen, zum Beispiel, wenn Mama den Teddy als Puppe bezeichnet.

Einige Kinder sind nun schon bereit fürs Töpfchen- oder Toilettentraining. Versucht es einfach mal, aber setzt euch nicht unter Druck. Vielleicht ist dein Kind körperlich oder emotional noch nicht in der Lage auf die Toilette zu gehen. Dann probiert es lieber später wieder.

Gut zu wissen

Vorlesen schult den Wortschatz deines Kindes ungemein und hilft auch später in der Schule. Nehmt euch also so oft es geht und ihr mögt ein Buch zur Hand, kuschelt euch auf die Couch und lest vor oder schaut zusammen Bilderbücher an. Das gilt natürlich nicht nur jetzt, sondern schon vorher und auch in den weiteren Lebensjahren deines Kindes.

© Zachary Kadolph / Unsplash

Die mentale Entwicklung von Kindern mit 20 Monaten

In diesem Alter schreitet die sprachliche Entwicklung deines Kindes rasant voran – viele Kinder lernen täglich zehn neue Wörter oder sogar mehr. Nachahmung steht bei den Kleinen ganz hoch im Kurs. So füttern viele ihre Puppe oder schmeißen Dinge weg, um das Wegwerfen von Müll zu imitieren. Das Prinzip des Nachahmens wenden die Kleinen natürlich auch beim Sprechen an. Auch die Melodie beim Sprechen sowie die Mimik und Gestik sind wichtig beim Erlernen von Sprache. So entdeckt dein Kind die Freude an der Sprache.

Tipp – Von Bananen und Hunden

Da Kinder zur Nachahmung neigen, solltest du darauf achten, Dinge oder Lebewesen korrekt zu benennen. Die gelbe, länglich-krumme Frucht ist eine Banane, keine Nane. Ein Hund ist auch kein Wau-wau. Wir neigen zu Babysprache, die Kindern aber laut Studien nicht weiterhilft. Unterschätze dein Kind nicht – es kann viel mehr verstehen, als du vermutest. Also nur Mut, die richtigen Begriffe zu benutzen.

Zwanzig Monate alte Kinder verstehen allgemeine Abläufe immer besser und können ihre Erfahrungen sogar in anderen Situationen anwenden. Ein Beispiel: Wenn es dich beobachtet, wie du mit einem Lappen das Wasser aus dem umgekippten Becher aufwischst, wird es einen Lappen holen, wenn seine Gummistiefel eine Pfütze im Flur hinterlassen haben. Nun, vielleicht musst du dezent auf die Pfütze hinweisen – aber, wie man sie loswird, hat dein Kind verstanden.

Verbotenes und Austesten stehen in diesem Alter hoch im Kurs. Dein Kind wird versuchen, etwas zu tun, was es nicht darf – z. B. auf den Tisch klettern, wenn du nicht hinschaust. Es begreift nun auch, dass sein Wille ein anderer sein kann als deiner. Und das wird von manchen Kindern wie verrückt ausgetestet. Wenn sich dein Kind also protestierend in den Flur setzt und das Anziehen verweigert, obwohl du gerade dringend mit ihm loswillst, wundere dich nicht. Es probiert aus und testet Grenzen. Auch wenn es schwierig ist, gehört diese Phase zur mentalen Entwicklung und zum Lernen dazu.

Wenn dein Kind Dinge selbstständig machen möchte, lass es zu. Natürlich nur, wenn es deiner Einschätzung nach nicht gefährlich ist. Wenn es z. B. selbst die Schuhe anziehen möchte, und ihr habt es gerade nicht eilig, lass dein Kind sich ausprobieren. Auch, wenn es Zeit kostet. Das Strahlen im Gesicht deines Kindes, wenn es diese „Aufgabe“ geschafft hat, ist unvergleichlich. Es wird stolz auf seinen Erfolg sein, was dem Selbstbewusstsein einen kräftigen Schub gibt.

Gut zu wissen

Nicht nur das Vorlesen, sondern auch das miteinander Reden ist wichtig. Unterhalte dich mit deinem Kind, damit es versteht, wie das Prinzip von Zuhören und Reden funktioniert.

Die mentale Entwicklung von Kindern mit 21 Monaten

Das Austesten von Grenzen verstärkt sich um diesen Monat herum noch. Mitunter wird dein Kind dich herausfordernd anschauen, während es etwas macht, dass es nicht machen soll. Auch wenn du dich ärgerst, denk daran, dass dein Kind sich ausprobiert und lernt, wie Dinge funktionieren. Dazu gehört auch herauszufinden, was passiert, wenn es dich provoziert. Versuch am besten so gelassen wie möglich zu bleiben. Denn das wird dann schnell die Spannung aus dem „Spiel“ nehmen und dein Kind wird damit aufhören.

Das Sprechen klappt immer besser, allerdings wird dein Kind unter Umständen anfangen, wütend zu werden, wenn es nicht das ausdrücken kann, was es will oder fühlt. Keine Sorge – das gibt sich je größer der Wortschatz deines Kindes wird.

In diesem Alter entwickelt sich bei Kindern das Schuldbewusstsein. Macht dein Kind etwas kaputt, versteht es, dass es etwas falsch gemacht hat, und es tut ihm leid. Schimpfe in diesem Fall nicht übermäßig, sondern zeige und erkläre deinem Kind, dass du traurig bist, weil deine Lieblingsvase in zig Teile zerbrochen ist. Gib deinem Nachwuchs unbedingt die Chance, sich zu entschuldigen oder es wieder gut zu machen, aber zwinge es nicht dazu.

Tipp – Spieglein, Spieglein an der Wand…

Tupfe deinem Kind einen weißen Creme-Punkt auf die Nase und setze es vor einen Spiegel. Probiere das ruhig schon einmal mit 12 Monaten und dann immer mal wieder. Anfänglich wird es das Spiegelbild anfassen, um den weißen lustigen Punkt zu erreichen. Es weiß noch nicht, dass es sich selbst im Spiegel sieht. Ist dein Kind ca. 18 Monate alt, wird sich das ändern. Es erkennt sich und schwupps wird auf die eigene Nase gepatscht, um den Creme-Fleck wegzuwischen.

Die mentale Entwicklung von Kindern mit 22 Monaten

Zweiteilige Anweisungen kann dein Kind in diesem Alter bereits befolgen, z. B. „Hol den Becher vom Tisch und bring ihn mir!“ Es beginnt auch, selbst aufzufordern oder Wünsche zu äußern wie „Mama kuscheln“ oder „nicht laufen“. Auch hier lauert wieder Frustrationspotenzial. Nämlich dann, wenn die ihm gestellten Aufgaben zu schwierig sind oder es nicht bekommt, was es will. Das gehört dazu und muss ausgehalten werden – von beiden Seiten.

Manche Kinder sind in diesem Alter bereits empathisch. Sie trösten z. B. andere Kinder, wenn diese traurig sind. Das bedeutet, die Kinder sind in der Lage die Gefühle ihrer Mitmenschen nach und nach zu erkennen und darauf mit Empathie zu reagieren. Bei manchen Kindern entwickelt sich die Fähigkeit allerdings erst deutlich später – also keine Sorge, falls dein Kind noch nicht empathisch reagiert.

Du kannst die mentale Entwicklung deines Kindes in diesem Alter weiterhin dadurch stärken, dass du es seine Welt entdecken lässt. Achte selbstverständlich weiterhin auf mögliche Gefahren, denn die kann dein Kind noch nicht einschätzen.

Gut zu wissen

Um sowohl die mentale Entwicklung deines Kindes zu fördern als auch die feinmotorischen Fähigkeiten auszubauen, kannst du mit deinem Kind puzzeln oder Türme aus Bauklötzen bauen. Auch Kugelbahnen für Kleinkinder eigenen sich mit Hilfe von Mama, Papa oder dem Geschwisterkind hervorragend dafür. Nachahmung ist weiterhin angesagt. Nutze das, um dein Kind z. B. ans Zähneputzen oder Händewaschen zu gewöhnen.

© Stephen Andrews / Unsplash

Die mentale Entwicklung von Kindern mit 23 Monaten

Mit fast zwei Jahren ist dein Kind besonders empfänglich für Emotionen wie Trauer und Wut. Sind Mama oder Papa traurig oder verärgert, reagiert das Kind oft mit den gleichen Gefühlen. Allerdings fällt es Kindern in diesem Alter noch sehr schwer mit dieser Art von Emotionen umzugehen. Daher solltest du in dieser Phase darauf achten, möglichst selten vor deinem Kind mit anderen zu streiten.

Gelegentlicher Streit gehört natürlich zu jedem Leben dazu – aber du kannst dir und deinem Kind noch ein wenig Zeit geben, bis es das lernt. Die Erkenntnis, dass nach dem Streit eine Versöhnung folgt, ist wichtig und gut für dein Kind. Nur muss es das nicht unbedingt in dieser besonders sensiblen Phase lernen. Dein Kind merkt auch, wenn du unter emotionalem Stress stehst. Sprich in einfachen Worten darüber mit deinem Kind, in dem du z. B. sagst, dass du heute traurig bist. Dein Kind tut sich leichter damit, wenn es deine Gefühle einordnen kann. Unter Konflikten, die nicht benannt werden, leidet dein Kind.

In diesem Alter sorgt die mentale Entwicklung dafür, dass Kinder die Bedeutung des Wortes „Ich“ verstehen. Sie beginnen, anstatt in der dritten Person, in der ersten Person über sich zu sprechen. Damit einher geht der Schritt, dass sie das Prinzip des Eigentums verstehen. „Meins“ wirst du in dieser Zeit vermutlich häufiger von deinem Kind hören. Auch bei Dingen, die ihm gar nicht gehören. Merkst du, dass es ständig alles für sich beansprucht, übe mit deinem Kind, dass es neben „meins“ auch „deins“ gibt. Erkläre das Prinzip z. B. an einfachen Dingen wie „Das ist meine Zahnbürste“ und „Das ist deine Zahnbürste“. Sage auch ganz deutlich, wenn Dinge nur dir gehören und dein Kind sie nicht nehmen darf.

Kinder in diesem Alter sind erpicht darauf, Dinge zu bewältigen und ihr Ziel zu erreichen. Manchmal stehen sie sich dabei selbst im Weg – einfach, weil es mit der Koordination noch nicht perfekt klappt oder sie manches noch nicht verstehen. Hüte dich davor, deinem Kind bei jeder Hürde, die es nehmen muss, mit helfender Hand zur Seite zu springen. Es muss lernen, dass Frustration zum Leben dazugehört und nicht immer alles sofort funktioniert. Schafft dein Kind schließlich doch die anfänglich unüberwindbar erscheinende Aufgabe, ist es umso stolzer.

Gut zu wissen

Spiele, die die Fantasie deines Kindes anregen, sind in dieser Zeit besonders beliebt und geeignet. Spielt gemeinsam und verwandelt euch z. B. in Pferd und Reiterin oder Reiter. Die Vorstellungskraft zu erweitern fördert auch die mentale Entwicklung.

Die mentale Entwicklung von Kindern mit 24 Monaten

Die mentale Entwicklung schreitet im zweiten Lebensjahr rasant voran. Dein Kind erkennt sich vor dem Beginn des dritten Lebensjahres selbst, es versteht das Prinzip von „meins“ und „deins“, spielt gerne mit anderen Kindern oder hat Interesse an ihrer Gesellschaft. Die Trennungsangst nimmt immer mehr ab, dafür entdeckt dein Kind neue Gefühle wie Stolz, Schuld und Scham. Es kann Anweisungen befolgen und sagt auch selbst gerne, was es möchte. Dazu nutzt es einfache Satzverbindungen – sein Wortschatz ist in dieser Zeit enorm gewachsen. Viele Kinder beginnen im Laufe des zweiten Lebensjahrs zu singen und imitieren das Vorlesen. Einfache Probleme kann dein Kind bereits lösen – und sein Selbstbewusstsein wächst mit jedem Erfolg.

Das Ende des zweiten Lebensjahres markiert bei vielen Kindern den Eintritt in die Trotzphase. Dein Kind fühlt sich unverstanden und kann mit Gefühlen wie Wut noch nicht gut umgehen. Diese Phase ist herausfordernd für alle.

Katja Seide, Co-Autorin des Buches „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn: Der entspannte Weg durch Trotzphasen“ hat einige Tipps und Strategien auf Lager, wie ihr diese Situationen meistert:

Grundsätzlich gilt: Versucht ruhig und gelassen zu bleiben – auch, wenn es schwerfällt. Wenn du verstehst, was dein Kind dir sagen will, fasse es in Worte. So erkennt es, dass du es verstehst, auch wenn du erstmal keine Lösung für sein Problem parat hast. Bleibe in der Nähe deines Kindes, falls es Trost braucht. Auch wenn es dir nicht immer gelingt, diese Strategie umzusetzen, werden die Wutanfälle deines Kindes weniger werden. Bis sie irgendwann ganz vorbei sein. Und denk dran: Jedes Kind ist anders – manche durchleben diese Phase intensiver als andere. Für die mentale Entwicklung ist aber auch das Erlernen vom Umgang mit Wut und Frust wichtig.

Im dritten und letzten Artikel unserer Reihe werfen wir in Kürze einen Blick auf die Lebensmonate bis zum dritten Lebensjahr. Wenn du mehr über die mentale Entwicklung in den ersten anderthalb Lebensjahren wissen möchtest, schau hier vorbei.

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