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Kinderarmut: Wie funktioniert der armutssensible Umgang mit Kindern?

Kinderarmut: Armutssensibler Umgang mit Kindern
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Kinderarmut ist auch in Deutschland ein großes Thema. Inflation und steigende Preisen stellen akutell insbesondere Familien vor Herausforderungen. Was bedeutet es, wenn ein Kind in „Armut“ aufwächst und wie definieren wir Armut? Wie sieht ein armutssensibler Umgang mit Kindern aus?

Wer in Deutschland weniger als 60% des mittleren Einkommens hat, gilt als arm. Im Jahr 2020 lag diese Armutsgrenze für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei monatlich 2.364 Euro (netto).

In materieller Armut aufzuwachsen bedeutet für Kinder allerdings nicht automatisch, dass es nicht im „Wohlergehen“ aufwächst. Wenn die Familie auf die Bedürfnisse des Kindes eingeht und eine sichere Bindung besteht, ist für das Wohlergehen des Kindes gesorgt. Wenn eine soziokulturelle Teilhabe wie Freunde treffen, Kindergeburtstage feiern oder an gesundheitsfördernden Angeboten teilnehmen allerdings nicht möglich ist, wird es schwierig.

Damit sich Kinder, unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern, entwickeln können, ist ein armutssensibler Umgang mit Kindern umso wichtiger.

Teilhabe an soziokulturellen Angeboten trotz Kinderarmut

Wenn Kinder in der Teilhabe eingeschränkt sind, können sie weniger Neues ausprobieren. Das Kind merkt möglicherweise nicht, dass es Kunst mag. Oder wie viel Spaß es am Sport hat.

Mein dreijähriger Sohn hört im Kindergarten von seinen Freundinnen, dass sie nachmittags zum Tanzen, Musikunterricht oder Kinderturnen gehen. Und natürlich möchte auch er an solchen Aktivitäten teilnehmen. Die Musikgruppe kostet zwischen 10-35€ die Stunde, das Kinderturnen 150€ im Jahr und Tanzunterricht 40€ pro Stunde. Nicht jede Familie kann sich solche Aktivitäten für eines oder gar mehrere Kinder leisten.

Kitas, sofern finanziell erschwinglich, stellen eine Chance dar, auch Kindern aus armen Verhältnissen Fördermöglichkeiten zu bieten.

Armut und Scham

Das Thema Armut ist in der Gesellschaft oft mit Scham behaftet. Deshalb ist es sinnvoll, sich selbst zu hinterfragen. Was habe ich für eine Haltung? Welche Vorurteile habe ich?

Wenn ich ein Kind sehe, das bei Regen keine Matschhose trägt, urteile ich? Oder frage ich mich, ob sich die Eltern des Kindes vielleicht gar keine leisten können?

Muss der Kindergeburtstag wirklich einen dreistelligen Betrag kosten oder setze ich damit andere Eltern unter Druck?

Auch vermeintlich unangepasstes Verhalten, kann andere Hintergründe haben. Auf den ersten Blick sieht man vielleicht nur das Kind, das Essen einsteckt. Auf den zweiten Blick nimmt es Essen mit nach Hause, damit auch seine Mutter etwas hat.

Armutssensibler Umgang mit Kindern

Einen armutssensiblen Umgang prägt also vor allem, der wertfreie Blick auf das Kind. Unangepasstes Verhalten darf hinterfragt werden, sollte aber nicht verurteilt werden. Besonders wichtig ist die Integration, denn die beste Armutsprävention sind Partizipation und Teilhabe.

Außerdem sollte ich als Elternteil mich hinterfragen, ob ich dem Instagram-Trend nach höher, besser, schneller folgen möchte. Braucht es für einen vierten Geburtstag wirklich eine riesige Luftballongirlande, teure Partyspiele und Goodie-Bags für alle Kinder? Oder muss ich zum Kita-Ausstand jedem Kind ein Geschenk machen?

Solche Gesten, die eigentlich gut gemeint sind, setzen andere Eltern unter Druck und ganz ehrlich – unsere Kinder lieben den selbstgebackenen Kuchen und die volle Aufmerksamkeit ihrer Eltern doch mehr als jede Ballongirlande.

Beitragsbild: Adobe Stock

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