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Finanzen in der Partnerschaft – 3 Konten für die Liebe

Finanzen in der Partnerschaft mit Margarethe Honisch
Geschätzte Lesedauer: 6 Minuten

Finanziell sicher durch Elternzeit und Care-Arbeit

Hierzulande gilt meist noch immer „über Geld spricht man nicht“. Gilt dies auch in der Partnerschaft, sollte dies spätestens mit der Geburt eines Kindes geändert werden. Wieso das Thema insbesondere für den Partner, der Elternzeit und unbezahlte Care-Arbeit übernimmt, wichtig ist und welche Lösungsansätze es gibt, erklärt uns Margarethe Honisch, Gründerin der erfolgreiche Finanzplattform Fortunalista, Autorin und Finanzkolumnistin. Sie kennt sich aus mit Finanzen in der Partnerschaft und wie du finanziell sicher über die Elternzeit kommst.

Warum Geld auch ein Beziehungsthema ist

Der Anfang einer Beziehung ist immer aufregend: Man lernt sich neu kennen, entdeckt gewisse Charakterzüge der anderen Person, spricht über die Vergangenheit und malt sich die Zukunft aus und irgendwann teilt man auch sehr intime Momente und die geheimsten Wünsche. Über ein Thema hingegen wird oft von Anfang an geschwiegen – Geld.

Dabei ist Geld ein Thema, das jede Beziehung von Anfang an begleitet: Wer zahlt beim ersten Date die Drinks? Wie teuer sollten Geschenke sein? Was ist übertrieben, was ist zu wenig? Was in der Anfangsphase einer Beziehung nur für manche unangenehme Momente sorgt und schnell wieder vergessen und verziehen ist, sorgt in einer späteren Beziehungsphase für Streit, Frustration oder sogar das Liebesende.

Eine amerikanische Langzeitstudie kam sogar zu dem Ergebnis, dass Meinungsverschiedenheiten zu den gemeinsamen Finanzen sowie finanzielle Ungleichheit in der Beziehung der stärkste Prädikator waren, um eine Scheidung vorherzusagen.[i] Es sind nicht die klassischen Themen, die wir immer wieder auf Social Media oder im Fernsehen sehen: Er räumt seine Socken nicht weg; sie meckert, weil er zu viel Zeit mit Fußball verbringt. Nein, all diese 08/15-Themen sind in der Regel keine echte Bedrohung für die Beziehung, sondern das Thema, über das eben nicht gesprochen wird: Geld.

Beziehungskiller Nummer eins: die Finanzen

Eine Studie, die unter 1.713 Paaren durchgeführt wurde, die entweder verheiratet oder in einer längeren Beziehung waren, fand heraus: Fast 40 Prozent der TeilnehmerInnen konnten nicht definieren, wie viel Geld ihr/e Partner/in wirklich verdient.[ii] Dabei gehen nicht nur in Bezug auf das Einkommen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander: Obwohl sich die allermeisten Paare finanzielle Offenheit und Gleichberechtigung in der Beziehung wünschen, sprechen laut einer anderen Erhebung 40 Prozent aller Paare überhaupt nicht über Geld.[iii]

Ein offener Umgang über die eigene finanzielle Situation ist aber genauso wichtig wie irgendwann einmal die Frage: »Möchtest du Kinder haben oder nicht?« In beiden Fällen geht es darum, wie man die Zukunft gestalten möchte – oder kann –, und auch der Beziehungsalltag wird von Geld bestimmt, so unromantisch es auch ist. Verabredet sich ein Pärchen abends zum Italiener, sollten beide vorher klären, ob es die Straßenpizzeria an der Ecke ist, die L’Osteria-Filiale in der Stadt oder der neue Nobelitaliener im Szeneviertel.

Genauso ist es im Urlaub: Spricht man beim Strandurlaub von einer Woche Mallorca im 3-Sterne-Hotel, oder geht’s direkt auf die Malediven ins 5-Sterne-Resort? Für den Fall, dass nur eine Person für die Urlaubsplanung verantwortlich ist und das Budget nicht vorher genau besprochen wurde, kann die Enttäuschung sehr groß sein.

Wer lässt zuerst die Hosen runter?

Wie man den Alltag gemeinsam gestaltet und wie die gemeinsame Zukunft aussehen kann, hängt nicht zuletzt von der finanziellen Gesamtsituation ab. Trotzdem sprechen gerade einmal 10 Prozent aller Paare vor dem ersten gemeinsamen Urlaub über Geld.[iv] 90 Prozent sind entweder enttäuscht oder hinterher arm, vermute ich. Und wenn 85 Prozent aller Deutschen Transparenz bei Finanzen in der Beziehung wichtig ist, gleichzeitig aber 23 Prozent dem Partner nichts über ihre eigenen Finanzen verraten wollen – dann bedeutet das, dass es viele unzufriedene Paare geben muss.[v] Die Frage ist also: Wer lässt zuerst die Hosen runter?

Und wieso ist das überhaupt ein Problem? Die meisten von uns beziehen das eigene Einkommen noch immer viel zu sehr auf den eigenen Wert. Das eigene Einkommen hat aber nichts mit dem eigenen Wert zu tun. Erst recht nicht in einer Beziehung. Doch gerade hier herrschen noch alte Muster: Der Mann soll der Ernährer sein und die Frau diejenige, die sich zum Essen einladen lässt und sich einem Leben in finanzieller Abhängigkeit hingibt.

Eine 2016 veröffentlichte Studie vom Bundesfamilienministerium zeigt, wie schlimm die Lage wirklich ist und wie viele Frauen davon betroffen sind: »Mehr als die Hälfte der Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren gehen davon aus, dass sie trotz ihrer beruflichen Qualifikation und trotz ihrer Erwerbstätigkeit im Alter nicht von ihrer eigenen Rente werden leben können, sondern von der Rente ihres Partners existenziell abhängig sein werden – oder im Fall von Scheidung oder frühem Tod ihres Partners relativ arm. Das gilt vor allem für geschiedene Frauen, von denen 74 Prozent keine substanzielle eigene Rente erwarten.«[vi]

Spätestens – und zwar allerspätestens – wenn ein Kind da ist, muss man sich überlegen, wie man die gemeinsamen Finanzen strukturiert und fair aufteilt. Denn noch immer sind es in Deutschland vor allem Frauen, die wichtige, aber dennoch unbezahlte Care Arbeit leisten.

3 Konten für die Liebe

Eine Lösung, um die Finanzen gemeinsam zu strukturieren: Das 3-Konten-Modell funktioniert kollektivistisch: Paare, die kollektivistisch handeln, sind wie eine gemeinsame Einheit: Alles Geld ist gemeinsames Geld. Solche eine Sichtweise ist auf eine lange Zukunft ausgerichtet, bei der man davon ausgeht, dass sich langfristig ohnehin alles ausgleicht.

Das Gegenteil davon ist die individualistische Sichtweise: Jeder verwaltet sein eigenes Geld. Man teilt sich alle Ausgaben zur Hälfte und der Rest bleibt bei demjenigen, der es verdient hat. Verdient einer mehr als der andere, hat man eben Pech gehabt.

Das 3-Konten-Modell funktioniert nun nach folgendem Prinzip: 

  1. Schritt: Beide Partner überweisen ihr volles Gehalt auf ein gemeinsames Konto. Von diesem werden nun alle gemeinsamen Ausgaben abgezogen: Miete, Lebensmittel, neue Möbel, und so weiter. Wenn Kinder da sind, dann werden natürlich auch diese Kosten von dem Gemeinschaftskonto abgezogen.
  2. Schritt: Das Geld, was nach Abzug aller Kosten übrigbleibt, wird jeweils zu 50 Prozent auf die separaten Konten beider Partner überwiesen. Dort können dann beide jeweils individuell für sich entscheiden, was sie mit dem Geld anstellen.

Natürlich bietet auch diese Variante Streitpotenzial: Hat mein Partner wirklich alles überwiesen, oder unterschlägt er mir etwas? Was ist, wenn ich selbstständig bin und Tag und Nacht an einem Projekt gearbeitet habe, mein Partner nun aber über einen Teil dieses Geldes verfügen darf? Wie bei so vielen Dingen in der Beziehung, ist eben auch beim Geld ein Grundvertrauen wichtig.

Das 3-Konten-Modell ist nicht auf kurze Liaisons ausgelegt, sondern auf langfristige Bindungen, in denen man unterschiedliche Phasen gemeinsam durchlebt. Es gibt immer mehr Beziehungen, in denen die Frau mehr verdient als der Mann. Ein klassisches Beispiel für die Fairness dieses Modells ist jedoch, wenn das Thema Kind und Erziehungsgeld aktuell werden. Denn dann ist nicht nur eine faire Verteilung der Kosten garantiert. Bleibt die Mutter zu Hause, muss sie nicht ihre Gehaltseinbußen selbst tragen und kann weiterhin ihre private Altersvorsorge und ihre ETF-Sparpläne bedienen.

Verhandeln – auch in der Beziehung

Insbesondere die private Altersvorsorge ist das beste Mittel, damit sich Frau vor Altersarmut schützen kann. Daher gilt es auch in der Liebesbeziehung Geld zu verhandeln und für sich einzustehen. Zentrale Fragen, die dabei eine Rolle spielen sind:

Denn während einer von beiden Partnern weiterhin Karriere macht, Geld verdient, Rentenpunkte sammelt, eine betriebliche Altersvorsorge und vielleicht noch Riesterrente hat und sogar gegebenenfalls ein dickes Aktiendepot – hat die andere Partei, die zu Hause bleibt nichts von all dem. Immerhin gibt es insgesamt drei Rentenpunkte für drei Jahre Elternzeit. Mit einem aktuellen Gegenwert von 100 Euro, helfen diese dennoch nicht zwischen Altersarmut und einer würdevollen Altersrente zu unterscheiden.

Buch-Tipp

Am 29. September erscheint Margarethe Honischs neues Buch „So wirst du finanziell frei“ im Piper Verlag. Mit Impulsen zur Geldanlage von Fränzi Kühne, Patrizia Laeri, Laura Lewandowski, Magdalena Rogl, Verena Pausder, Diana zur Löwen und vielen anderen finanziellen Vorbildern.

Besser jetzt unromantisch als später arm

Für alle Frischverliebten und Langzeitpaare gilt daher: Macht Geld zu einem Beziehungsthema. Je früher in einer Beziehung beide Parteien lernen, offen darüber zu sprechen und einen Vermögensunterschied nicht als dominierenden Effekt zu sehen, desto weniger Streit und Sorgen folgen. Denn besser ein paar unromantische Geldgespräche als ewige Geldsorgen.

Beitragsempfehlung

Wenn dich das Thema Elternzeit, Care-Arbeit und die faire Aufteilung von „Mental Load“ in der Beziehung interessiert, empfehlen wir dir unseren Beitrag „Mental Load: Gerechte Arbeitsaufteilung„.

Das Zuckerfrei-Kochbuch für Kinder

Dieses und weitere Rezepte findet ihr in „Das Zuckerfrei-Kochbuch für Kinder“.


[i]               Jeffrey Dew, Sonya Britt-Lutter und Sandra Huston: »Examining the Relationship Between Financial Issues and Divorce«, in: Family Relations 61, 2012, S. 615–628. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1741-3729.2012.00715.x.

[ii]              »2021 Couples & Money Study«, Fidelity Investment, 2021.

[iii]              »Studie: Geld in jeder Beziehung? So regeln deutsche Paare ihre Finanzen«, in: Vivanty, 15. April 2021, https://vivanty.de/wirtschaft/studie-geld-jeder-beziehung-so-regeln-deutsche-paare-ihre-finanzen.

[iv]              Alice Mecke: »Geld und Liebe: Die meisten Deutschen wollen über Finanzen des Partners Bescheid wissen«, RedaktionsNetzwerk Deutschland, 16. Februar 2021, https://www.rnd.de/liebe-und-partnerschaft/geld-und-liebe-die-meisten-deutschen-wollen-uber-finanzen-des-partners-bescheid-wissen-SNPBNQKZPJGFXDUNQRF3LUF6ZQ.html.

[v]              Ebenda https://www.rnd.de/liebe-und-partnerschaft/geld-und-liebe-die-meisten-deutschen-wollen-uber-finanzen-des-partners-bescheid-wissen-SNPBNQKZPJGFXDUNQRF3LUF6ZQ.html.

[vi]              Studie »Mitten im Leben«, 2016, S. 4.

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