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Familienurlaub auf dem Bauernhof – Eine Woche Südtirol auf dem Oberbinderhof

Geschätzte Lesedauer: 7 Minuten

Was gibt es für Kinder schöneres als draußen in der Natur zu sein, Tiere zu beobachten und zu streicheln, Fahrrad zu fahren oder durch dichte Wälder zu streifen? Ein Familienurlaub auf dem Bauernhof ist daher die ideale Urlaubsform, bei der für alle Familienmitglieder etwas geboten ist.

Noch im Schlafanzug, nur mit Gummistiefeln an den Füßen, stapfen die Kinder im Morgengrauen hinaus auf den Hof. Noch hängt der Nebel in den Bäumen. In der Hand halten sie einen Schlüssel, auf dem Berta steht. Berta, das ist unser Huhn. Unser Huhn für diese Woche. Gemeinsam schließen sie die Stalltüre auf, strecken ihre Hände hinein und halten das noch warme Ei vorsichtig wie ein Schatz in den Händen.

Bild: privat

Wir sind in Südtirol, genauer gesagt im Pustertal ganz in der Nähe vom Städtchen Bruneck auf dem Oberbinderhof. Familienurlaub auf dem Bauernhof: Das hatten sich unsere Kinder schon lange gewünscht. Und auch wir Eltern waren für diese Idee gleich zu haben. Wir selbst haben keine Haustiere und leben mitten in der Stadt. Und auch wenn wir so oft wie möglich Kontakt zu Tieren suchen, sehen unsere Kinder die Tiere nie länger als ein paar Stunden.

Familienurlaub auf dem Bauernhof in Südtirol

Auf der Suche nach dem passenden Bauernhof sind wir recht schnell auf die Vereinigung Roter Hahn in Südtirol gestoßen. Südtirol hat es uns angetan. Auf unserer ersten Elternzeitreise sind wir spontan in Südtirol gelandet. Seitdem hat uns die Region gefesselt. Die Mischung aus Bergen und mediterranem Klima, aus schönen Städtchen wie Bozen und Meran und menschenleeren Almen ist grandios. Hinzu kommt das leckere Essen und die Buschenschänken, in denen man so entspannt mit Kindern essen gehen kann. All das macht Südtirol zu einem idealen Reiseziel für aktive Familien, die gerne draußen in der Natur sind, radeln und wandern und regionales Essen schätzen.

Die Vereinigung Roter Hahn

Der Rote Hahn besteht aus über 1.600 Bauernhöfe. Bergbauernhöfe mit Tierhaltung gehören genauso dazu wie Obstbauernhöfe und Weinbauernhöfe. Auch in Deutschland gibt es ähnliche Vereinigungen, wie zum Beispiel der Blaue Gockel in Bayern.

Wir urlauben gerne abseits von Touristenhochburgen. Auf den Höfen vom Roten Hahn geht es familiär zu. Jeder Hof darf nur fünf Ferienwohnungen oder maximal acht Zimmer am Hof vermieten. Zudem müssen hofeigene Produkte angeboten werden.

Oberbinderhof in Südtirol

Als wir auf dem Oberbinderhof ankommen, treibt der Bauer gerade die Kühe auf die Weide. Die Kinder steigen aus, staunen und springen los, um den Hof zu erkunden. Ein Trampolin steht auf der Wiese, daneben schön angelegte Beerensträucher. Auch eine Schaukel und Rutsche gibt es genauso wie Tretfahrzeuge. Ich streife durch den hofeigenen Kräutergarten und spüre, wie der Alltagsstress abfällt, die Gedanken weniger kreisen und Ruhe einkehrt.

Die Ferienwohnungen von Familie Hellweger sind modern und traditionell zugleich. Holz ist das dominierende Element in unserem Apartment Sonnenburgerstübele. Die Küche ist geräumig und hochwertig. Die Arbeitsplatte ist aus schwarzem Stein. Gegenüber vom Sofa befindet sich der Essplatz mit Stühlen und Bank. Vom Balkon aus hat man einen herrlichen Blick in den Garten. Sogar einen Geschirrspüler gibt es. Auch die beiden Bäder, die zu unserer Wohnung gehören, sind top modern.

Während wir Eltern auf dem Balkon sitzen, springen die Kinder auf dem Hof herum. Kühe beobachten, im Stall mithelfen, jeden Morgen ein frisches Ei von Henne Berta aus dem Stall holen, mit Hund Bella spielen, Ziegen und Hasen füttern, mit Meerschweinchen kuscheln: Familienurlaub auf dem Bauernhof ist für Kinder ein Traum. Den ganzen Tag streunen sie draußen herum.

Es ist entspannt, entspannt für uns alle. Wir Eltern genießen es, die Kinder zu beobachten und die Ruhe abseits des städtischen Trubels und der Hektik des Familienalltags. Es fasziniert uns, wie die Kinder sich auf die Tiere einlassen und Vertrauen finden.

Wie wichtig sind Tiere für Kinder

Tatsächlich ist auch wissenschaftlich bewiesen, dass Kindern der Umgang mit Tieren aus vielerlei Hinsicht guttut. Diplom-Sozialarbeiterin Katja Saschin leitet seit vielen Jahren einen Aktivspielplatz in Stuttgart, wo viele Tiere leben. „Unter tiergeschützter Pädagogik werden alle Maßnahmen verstanden, die einen positiven Effekt auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen haben –und zwar durch das Zusammenarbeiten mit einem Tier. Vor allem Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten können so ihre sozialen, kognitiven und motorischen Fähigkeiten ausbauen“, erklärt Katja Saschin.

Auf der einen Seite haben immer weniger Kinder einen direkten Kontakt zu Tieren und auf der anderen Seite steigt die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, nicht zuletzt angefeuert durch die Pandemie, mit Verhaltensauffälligkeiten. Deshalb setzen auch gerade Einrichtungen wie Aktivspielplätze Tiere ein. Zahlreiche Aspekte können durch den Umgang mit Tieren gefördert werden. Zum Beispiel kann eine tiergeschützte Pädagogik zu mehr Selbst- und Verantwortungsbewusstsein führen.

„Ein Tier hat keine Vorurteile. Es nimmt ein Kind und dessen Charakter und Verhalten so an wie es ist. Ohne Wertung. Ohne Vorurteil. Die Anstrengung des Tiers, die Zuneigung des Kindes bzw. Jugendlichen zu gewinnen, verstärkt nochmals das eigene Selbstwertgefühl“, sagt Katja Saschin. Und natürlich lernen die Kinder auch Verantwortung für das Tier zu übernehmen. Das sind nur zwei von vielen weiteren positiven Effekten, die Tiere auf Kinder haben können.

Und wir spüren tatsächlich wie gut den Kindern der Umgang mit den Tieren tut und wie viel Freude sie haben die Tiere zu versorgen, sich um sie zu kümmern, mit ihnen zu spielen und zu schmusen.

Familienausflüge im Pustertal

Morgens genießen wir das Frühstück vom Hof. Jeden Tag gibt es andere Leckereien. Gestärkt starten wir so in unsere Tagesausflüge in die nähere Umgebung. Eine Wanderung führt zu den Reinbach Wasserfällen. Bei Nebel und Nieselregen kletterten die Kinder über Baumstämme und Wurzeln über das feuchte Moos hinauf zu den Wasserfällen. Wir spielen Räuber Hotzenplotz, suchen geheimnisvolle Höhlen und bauen uns aus Ästen eine Pfefferpistole.

Eine andere Wanderung führt ins Ahrntal auf die Plätzwiese. Die Plätzwiese ist eine Hochalm in 2.000 Metern Höhe mit sagenhaftem Ausblick auf die 3 Zinnen in den Dolomiten. Auf flachem Weg kann man hier bis zur Dürrsteinhütte wandern und wer noch Kraft hat bis auf den Strudelkopf.

Der Klausberg ist ein Familienberg. Über die Speckalm kann man bis hinab zum Family Park mit Alpine Coaster und herrlichem Wasserspielplatz laufen.

Doch das Schönste für die Kinder ist es, zurück auf den Bauernhof zu kommen.

Familienurlaub auf dem Bauernhof – das kann ich jedem nur empfehlen.

Die Vereinigung Roter Hahn

Info

Zu der Vereinigung Roter Hahn gehören über 1.600 Bauernhöfe, die jeweils maximal fünf Ferienwohnungen oder acht Zimmer anbieten dürfen. Zertifiziert sind die Unterkünfte mit zwei bis fünf Blumen. Damit ein Hof die Zertifizierung von vier oder fünf Blumen erhält, muss er eine Verkaufsecke oder einen eigenen Hofladen mit mindestens drei hofeigenen Produkten oder ein ganzjähriges Frühstücksangebot mit mindestens vier hofeigenen Produkten anbieten. Zudem muss ein Familienmitglied ganztägig am Hof sein. Für fünf Blumen müssen es im Hofladen vier eigene und beim Frühstück sechs eigene Produkte sein. Zusätzlich müssen die Schlafzimmer mit einem Holzboden ausgestattet sein und es muss ein wöchentlich stattfindendes Mitmachangebot auf dem Hof stattfinden.

Interessant zu wissen: Das Logo der Vereinigung ist sehr symbolträchtig. Der Hahn symbolisiert die Landwirtschaft. Das Rot des Hahns Kraft, Liebe und Sympathie – die Bauernfamilien sollen stolz auf ihre Tätigkeit sein. Dunkelgelb steht für die 300 Sonnentage im Jahr. Gelb für Ackerbau, hellgrün für Obst- und Weinbau. Grün für die Wiesen und die damit verbundene Tierhaltung sowie Dunkelgrün für den Wald. Außerdem sind ein Bauernhaus und der Südtiroler Hausberg Schiern zu sehen.

Gegründet wurde dich Vereinigung bereits 1998. Außer den Übernachtungsbetrieben gehören mittlerweile auch knappe 30 Schankbetriebe zum Roten Hahn. Auch sechs Bauernhöfe, die sich auf traditionelle Handwerkskunst spezialisiert sind, haben es in die Vereinigung geschafft.
Die Tradition vom Familienurlaub auf dem Bauernhof hat in Südtirol eine lange Geschichte. Bereits seit 1850 gibt es in Südtirol Urlaub auf dem Bauernhof. Das ist extrem früh im Vergleich zu anderen Destinationen. Schon damals retteten sich die Menschen vor der Hitze in der Stadt im Sommer in die Berge. Lange Zeit war Urlaub auf dem Bauernhof ein Urlaubsangebot für Einheimische. Erst 1960 kamen die ersten deutschen Gäste.

Infos zu den Ausflügen

Reinbach Wasserfälle

Die Wanderung zu den Reinbach Wasserfällen startet am kostenpflichtigen Parkplatz Winkel in Sand in Taufers. Der Weg führt anfangs über eine Schotterstraße und nach Erreichung des symbolischen Tores am Anfang des Besinnungsweges, gelangt man schon nach etwa 20 Minuten zum ersten Wasserfall mit einer Fallhöhe von 10 bis 15 Metern. Weiter geht es über einen schmaler werdenden Weg über den man nach weiteren 15 Minuten den zweiten Wasserfall erreicht. Hier stürzt sich das Wasser schon 40 Meter in die Tiefe. Jetzt wird es steil aber die Mühe lohnt sich. Denn weitere 20 Minuten später steht man an dem größten Wasserfall in ganz Südtirol wo sich tosend das Wasser hinab in die Schlucht stürzt.

Hochalm Plätzwiese

Die Plätzwiese ist eine Hochalm auf 2.000 Höhenmetern mit einem überwältigenden Ausblick auf die umliegende Bergwelt des Dürrenstein und der Hohen Gaisl. Es gibt einen flachen und familiengerechten Wanderweg. Mit dem eigenen Auto kann man kostenlos zur Plätzwiese hochfahren. Es gilt ein ganzjähriges Durchfahrtsverbot für Privatbusse und Wohnmobile.


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