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Familienbett: Was sind die Vor- und Nachteile?

Familienbett
Geschätzte Lesedauer: 6 Minuten

Um es gleich mal klar zustellen: Es ist vollkommen normal und natürlich, dass Kinder mit Mama und Papa in einem Bett schlafen. Das ist aus evolutionsbiologischer Sicht richtig und von der Natur gewollt. Trotzdem müssen sich Eltern rechtfertigen oder haben Sorge, ihr Kind mit etwas „Unnormalen“ zu verderben. Ein heiß diskutiertes Thema. Was ihr über das Familienbett und Co-Sleeping wissen müsst, erfahrt ihr hier. Und mal ehrlich: Wir schlafen doch auch nicht gerne alleine. Warum soll es das kleinste Mitglied der Familie tun?

Alle zusammen in einem Bett

Es gibt Kulturen, da ist es noch immer ganz selbstverständlich, dass der Nachwuchs im gleichen Zimmer und sogar im selben Bett wie Mama und Papa schläft. Auch hier bei uns war es mal nicht anders. Babys und Kleinkinder schliefen bei den Eltern, zumindest bei der Mutter.
Dass schon Neugeborene im eigenen Bettchen die Nacht verbringen, ist eine kulturelle Entwicklung, die mit der Industrialisierung begonnen hat. Seit dem 20. Jahrhundert gilt es in der modernen, westlichen Welt als „normal“, die Kleinen alleine schlafen zu lassen. Sogar Kinderärzte warnen mitunter vor den Gefahren des Co-Sleepings.

Aus Sicht der evolutionären Verhaltensforschung und betrachtet man uns als das Säugetier, das wir nun mal sind, ist es wider unserer Natur. Denn genau die hat es so vorgesehen, dass Babys und kleine Kinder bei ihren Eltern schlafen. Das handhaben alle Tierkinder so. Stellt euch nur mal vor, mitten in der Nacht schleicht der Säbelzahntiger durch das Haus und ihr bekommt es nicht mit, weil ihr entfernt in einem anderen Zimmer liegt. Das wäre in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden ein sicheres Todesurteil gewesen.

Das Familienbett: Vorteile

Womit wir direkt bei den Vorteilen der kleinen Familienhöle wären. In heutiger Zeit ist es das Familienbett. Hier schlafen Kinder genauso, wie es die Natur erdacht hat. Wir müssen uns auch zum Glück nicht mehr vor dem Säbelzahntiger fürchten. Doch unsere Instinkte von einst, die sind noch da. Der Nachwuchs braucht den Kontakt zu Mama oder Papa und das Gefühl sicher zu sein, um gut durch die Nacht zu kommen.

Kinder werden mehrmals wach und vergewissern sich, dass sie nicht alleine und beschützt sind. Auch Mütter haben noch diese Urinstinkte. Studien zur Folge können sie besser zur Ruhe gellangen, wenn sie ihr Baby gut aufgehoben neben sich liegen wissen. Und auch sie überprüfen nachts ganz unbewusst, ob es dem Nachwuchs gut geht.

Ein ungeborener Säugling spürt im Bauch den Atem und Herzschlag der Mutter. Es fühlt sich sicher. Ein Baby, das nach der Geburt direkt in ein separates Bett gelegt wird, empfindet diese Geborgenheit nicht. So weiß man heute: Frühgeborene, die mit Körperkontakt zur Mama schlafen, weisen einen deutlich stabileren Herz- und Atemrhythmus auf als andere. Sie sind auch schneller in der Lage, ihre Körpertemperatur alleine zu halten. Genauer gesagt regulieren Mama und Kind ihre Temperatur wechselseitig. Sogar der Schlafrhythmus passt sich so an, dass sich beide in der jeweils gleichen Schlafphase befinden.

Daraus ergibt sich ein weiterer großer Vorteil. Euer Baby muss in der Nacht noch gestillt werden und ihr werdet einfach gleichzeitig wach. Kein hilfloses Geschrei, das dich aus dem Nebenraum aus dem Tiefschlaf reißt. Keiner wird wirklich wach. Im Prinzip könnt ihr euer Baby anlegen und weiterschlafen. Auch der Papa hat so was davon: Er bekommt von alledem wahrscheinlich gar nichts mit.

Foto: Pixabay / angel4leon

Der plötzliche Kindstod oder auch SIDS (Sudden Infant Death Syndrome)

Leider hält sich noch immer hartnäckig das Gerücht, das sogenannte Co-Sleeping könne zu plötzlichem Kindstod führen. Verwandte, Nachbar:innen, Hebammen und sogar Kinderärzt:innen verunsichern Eltern mit dieser Aussage. Sie schüren die Angst davor, dem natürlichen Instinkt und Bauchgefühl zu folgen. Dabei wissen wir mittlerweile aus neueren Studien: Das Gegenteil ist der Fall.

Babys und Kinder, die sich ein Bett mit Mama und Papa teilen, schlafen nachweislich sicherer. Vermutungen legen nahe, dass die noch unausgereifte Atmung des Säuglings durch die Anpassung an die Mutter regelmäßig verläuft. So kommt es nicht zu Aussetzern. Das Risiko des plötzlichen Kindstodes wird beim Co-Sleeping enorm verringert. Dies gilt allerdings nur, wenn der Konsum von Zigaretten, Alkohol und Drogen ausgeschlossen werden kann. Das Risiko des SIDS ist, nebenbei bemerkt, in den meisten Ländern um mehr als 70 Prozent zurückgegangen, seit Säuglinge auf den Rücken oder die Seite gelegt werden.

Eine andere Gefahr, vor der gewarnt wird, dass Mama oder Papa das Kind in der Nacht überrollen und versehentlich ersticken könnten. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe mich zum Beispiel nachts noch nie aus Versehen auf meinen Partner gelegt. Ihr?
Wenn ihr dennoch Sorge habt, rollt ein großes Frotteehandtuch zusammen und legt es um euer Baby. Wenn ihr euch drehen solltet, registriert ihr das Handtuch und passt automatisch auf.

Familienbett-Kinder ziehen von selbst um

Wer zugibt, dass das Kind generell oder ab und zu im elterlichen Bett schläft, bekommt gerne ein „Das Kind kriegst du da nie wieder raus“, entgegen geschmettert. Das ist schlicht und ergreifend Blödsinn. Euer Kind wird irgendwann ganz von alleine in sein eigenes Bett umziehen und dann auch dort bleiben.

Nachteile

Alles hat seine Vor- und Nachteile. In diesem Fall liegen Letztere auf der Hand. Die Paarbeziehung läuft Gefahr, im Zuge des eh schon stressigen Alltags auf der Strecke zu bleiben. Denn in unserem Kulturkreis ist das Bett nun mal auch ein Ort, an dem erwachsene Zärtlichkeiten austauschen und Gespräche in Zweisamkeit genießen. Seid erfinderisch, lasst euch Alternativen einfallen. Oftmals beflügelt die erzwungene Kreativität das Liebesleben.

Ein Familienbett muss durch Bettgitter gesichert sein, damit das Baby oder Kleinkind nicht herausfällt, das kann nervig sein, wenn ihr selbst ins Bett wollt oder nachts noch einmal raus müsst. Vielleicht können auch nicht alle Beteiligten gut schlafen, wenn die ganze Familie im Bett liegt. Nicht jede/r ist dafür gemacht, sein/ihr Bett zu teilen.

Viele Kinder sind im Schlaf sehr aktiv und rotieren im Bett. Da landet ein Fuß in der Rippe, wenig später die Hand im Gesicht. Dies kann den elterlichen Schlaf extrem stören. Unterschiedliche Zubettgeh- und Aufstehzeiten können Unruhe hereinbringen und die Familie bringt einander um die Nachtruhe. Wichtig ist hier: Sprecht darüber. Ein Familienbett soll ein positiver Ort der Ruhe sein, kein Grund für Streit und jede/r sollte sich wohlfühlen.

Foto: Pixabay / CentrArredo

Bauprojekt: Baut das Familienbett doch selbst

Zunächst stellt sich die Frage, wie groß sollte oder muss das Bett sein? In der Regel kann man mit 70 cm Breite pro Person gut rechnen (Das Baby wird ja auch größer.), die Länge des Betts gemessen am größten Familienmitglied. In der Regel nimmt man in der Länge 2 m. Mit dieser Rechnung sollten alle bequem schlafen können. Als Material eignet sich natürlich Massivholz sehr gut, denn eine ganze Familie wiegt auch entsprechend. Somit muss auch der Lattenrost als tragender Faktor stabil sein. Ob selbst gebaut oder gekauft, ist dabei egal.

Die Schlafunterlage ist ein wichtiger Punkt, den man gut überlegen muss. Eine durchgehende Matratze hat den Vorteil, dass keine Lücken entstehen. Allerdings müssen sich in dem Fall alle auf einen Härtegrad entscheiden. Einzelne Polster sind da eine gute Alternative. So hat jede/r genau die Unterlage, auf der er am besten schlafen kann. Für die Zwischenräume gibt es mittlerweile ganz brauchbare Keile aus Schaumstoff. Die verschwinden nachher unauffällig unter dem Bettlaken. Anleitungen zum selber bauen findet ihr im Internet zu Hauf. Welches Idee euch da zusagt, müsst ihr herausfinden.

Ein Familienbett kaufen

Wer sich sein Familienbett nicht selbst bauen möchte, findet inzwischen eine riesige Auswahl an Betten zu kaufen. Viele Möbelhäuser bieten Betten an, die sich durch ein weiteres Doppel- oder Einzelbett hervorragend erweitern lassen. Eines davon ist zum Beispiel das günstige Holzbett „NEIDEN“ von Ikea. Es gibt Geschäfte, die sich auf Familienbetten spezialisiert haben. Dort könnt ihr Modelle von der Stange oder individuell angefertigte Schlaflandschaften erwerben. Da sollten keine Wünsche offenbleiben. Informiert euch gut und liegt ein Bett bestenfalls Probe.

Alternativen zur Trauminsel

Wenn ihr euch nicht so richtig mit der Vorstellung arrangieren könnt, euch mit Kind und Kegel das Bett zu teilen, gibt es auch andere Lösungen.

Eine gute Alternative zum Familienbett ist ein sogenannter Babybalkon oder ein Beistellbett. Wir haben zum Beispiel damals einfach das Babybett neben das Ehebett gestellt und eine Gitterseite herausgenommen. Das hat super funktioniert. Die Beistellbetten sind in der Regel oft recht kurz.

Mit einem Beistellbett oder Babybalkon, liegt das Kind direkt neben den Eltern, jedoch quasi in seinem eigenen Bett.

Wem das auch noch zu nah ist, der kann das Baby-/Kinderbett zumindest mit in das Schlafzimmer stellen. So ist der Nachwuchs nicht ganz alleine.
Bei älteren Geschwistern ist vielleicht auch ein Geschwisterbett eine Lösung. Da schlafen dann Mama und Papa in einem Bett und die Geschwister eben auch.

Fazit

Gemeinsame Nachtruhe ist für Babys und Kinder gleichermaßen gut. Durch die Nähe zu den Eltern wird Urvertrauen aufgebaut. Sie wissen: Hier werden ich beschützt.

Ganz natürlich wollen die meisten Kleinen bei Mama und Papa schlafen. Haben sie ein eigenes Bett, kommen sie oft in der Nacht herübergetapst.
Wenn ihr euch für ein Familienbett entscheidet, ist es wichtig, dass alle Beteiligten das wollen und sich damit wohlfühlen. Noch wichtiger: Die Meinung der anderen Menschen spielt dabei gar keine Rolle.

Wenn ihr mehr zu dem Thema aus wissenschaftlicher Sich erfahren möchtet, dann sind die Studien zum Thema Co-Sleeping des Dr. James McKenna, Professor an der University of Notre Dame in South Bend, Indiana (USA) sowie sein Buch „Safe Infant Sleep: Expert Answers to Your Cosleeping Questions.“ empfehlenswert.

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